In Agadir surfen: Die Surfstadt am Fuße des Atlasgebirges

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Geschrieben von Julian

Kurz und knackig:

In Agadir surfen bedeutet eine authentische Surfkultur inmitten einer typisch marokkanischen Stadt zu erleben, in der ganzjährig surfbare Wellen auf die Küste treffen.

Während die Line-Ups anderswo in Marokko oft überfüllt sind und sich unzählige Surfschulen aneinanderreihen, findest du in Agadir in der Regel noch ausreichend Platz zum Surfen.

Von Herbst bis Frühling ist die beste Zeit für kraftvollere Wellen, oft mit Offshore-Wind und dennoch mildem Klima. Der Sommer bringt kleinere Swells, die perfekt für den Einstieg sind.

Warum auch du in Agadir surfen solltest

Agadir wird bei Surfern oft übersehen – und genau darin liegt seine Stärke. Während viele Surftraveller weiter nach Taghazout oder Imsouane ziehen, brechen direkt vor den Toren Agadirs konstante Wellen, die mit mehr Kraft, Struktur und Abwechslung aufwarten, als manch einer es vermutet.

Surfer vor dem alten Kasbah-Hügel am Plage d' Agadir
Surfer vor dem alten Kasbah-Hügel am Plage d‘ Agadir

In Agadir surfen bedeutet kein Versteckspiel und kein Secret Spot Gerede, sondern ehrliche Beachbreaks mit erstaunlichen A-Frames, die sauber nach links und rechts wegbrechen. Sie sind deutlich leerer als die weltbekannten Surfspots rund um Taghazout und bieten eine atemberaubende Aussicht.

Vom Line-up aus fällt der Blick auf den Agadir Oufella, den alten Kasbah-Hügel, die langen Ausläufer des Atlasgebirges und die langgestreckte Promenade, die sich von der Sanddüne vor dem Königspalast entlang der Bucht bis zum Yachthafen der Stadt (Marina) zieht.

Lesetipp: Hier findest du diverse Erfahrungsberichte über Surfcamps in Marokko.

Der morgendliche Offshore-Wind, der Teegeruch in der Luft und die Surfboards unter den Armen der Einheimischen gehören fest zum Stadtbild. Agadir ist nicht laut, nicht trendy, nicht überinszeniert. Stattdessen bekommst du hier eine authentische Surfkultur mit konstanten Wellen, mildem Klima und einem entspannten Alltag zwischen Medina und Line-up.

Jahreszeiten im Vergleich – Surfbedingungen in Agadir

​Ø Wellen-höhe​Swell-richtung​Periode (Sek.)​Wind (morgens)​Tide
Frühling1–2,5 mNW bis W10–14meist offshoreMid–High
Sommer0,5–1 mW bis SW8–10offshore/frühMid
Herbst1–2 mNW bis W11–15offshore/glassyMid
Winter1,5–3 mNW bis W12–16offshoreMid–High

Die Surfspots im Stadtgebiet von Agadir

Die etwa sechs Kilometer lange Bucht von Agadir erstreckt sich vom Stadtteil Anza im Norden bis zur Flussmündung des Oued Souss im Süden. Der zusammenhängende Stadtstrand, der sich entlang der Promenade mit den Hotels, Restaurants und Cafés zieht, ist etwa fünf Kilometer lang und reicht von der Marina im Norden bis zum großen Golfplatz im Süden.

Das Stadtgebiet verfügt über vier interessante Surfspots, die je nach Swellrichtung, Tide und Jahreszeit für jedes Surflevel die passenden Wellen bereithalten. Bei allen Spots handelt es sich um Beachbreaks mit den üblichen Shifting Peaks. Aufgrund des leichten Zugangs, sind sie ideal für Anfänger und Intermediate-Surfer, die hier ganzjährig auf ihre Kosten kommen und ihre Surfskills in entspannter Atmosphäre weiterentwickeln können.

Plage d’ Agadir Süd

Wie der Name schon vermuten lässt, liegt Plage d’Agadir Süd am südlichen Ende der Bucht. Er ist der verlässlichste und facettenreichste Surfspot im Stadtgebiet und entfaltet bei Offshore-Wind, also Wind aus östlicher Richtung, seine volle Kraft. An solchen Tagen steht er den Surfspots rund um Taghazout in nichts nach.

Surferin am Surfspot Plage d’ Agadir Süd

Hier rollen Wellen zwischen 0,7 und 2,0 Metern ans Ufer. Der Spot zeigt vor allem bei etwa 1,5 Metern seine Stärke. Dann laufen die Wellen sanft und gleichmäßig und tragen dich mit langen Rides von bis zu 150 Metern, an besonders guten Tagen sogar bis zu stolzen 300 Metern, bis ganz zurück an den Strand.

Die ideale Wellenperiode, also der zeitliche Abstand zwischen den Wellen, liegt bei 8 bis 12 Sekunden. Bei diesen Bedingungen sind die Sets geordnet, du hast Zeit durchzuatmen und dich auf die nächste perfekte Welle zu konzentrieren. Wenn die Periode allerdings auf über 14 Sekunden steigt und die Wellen gleichzeitig höher als 1,5 Meter werden, wird es schwieriger.

Dann brechen die Wellen deutlich schneller (Shortbreak) und das Rauspaddeln ins Line-up verlangt mehr Kraft und eine wirklich gute Kondition. In diesem Fall eignet sich das Line-up nur noch für erfahrene Surfer.

Wenn der Nord-Swell einsetzt, sind die Bedingungen bei Low Tide am besten. Rollen die Wellen hingegen aus dem Süden an, haucht dies dem Spot bei Mid Tide neues Leben ein. Sinkt die Wellenhöhe unter 1 Meter, surfst du am besten bei Full Tide, da die kleineren Wellen dann am harmonischsten laufen. Je weiter das Wasser zurückgeht, desto stärker wird die Strömung. Dies kann ein Sicherheitsrisiko darstellen, da im Winter, also während der Surf-Hochsaison, keine Rettungsschwimmer am Strand sind.

Bei einer Wellenhöhe von 1 bis 1,5 Metern, einer Periode von 10 Sekunden, kombiniert mit Offshore-Wind während der Mid-Tide, erwarten dich ideale Bedingungen. Diese Kombination sorgt für saubere, gut formierte Wellen. Als Intermediate-Surfer kannst du dann gezielt an Turns und sogar ersten Manövern arbeiten oder einfach nur den langen Ritt auf dieser perfekten grünen Welle genießen.

Palm Beach

Palm Beach ist ein Beachbreak unterhalb eines künstlich angelegten Felsens. Er eignet sich besonders gut für Intermediate-Surfer. Vom zentralen Peak aus sorgen saubere linke und rechte Wellen für jede Menge Spaß.

Palm Beach in Agadir surfen
Surfer am Palm Beach im Süden von Agadir

Der Spot befindet sich etwa in der Mitte der Strandpromenade und ist aufgrund des Felsens gut erkennbar. Er ist nur bei Hochwasser surfbar und bietet dann Wellen zwischen 1,5 und 2 Metern, die relativ soft brechen.

Bei einer Wellenperiode von etwa 10 Sekunden entstehen hier die besten Bedingungen. Die Wellen brechen sauber, ermöglichen kontrollierte Fahrten und helfen dir, deinen Stil zu verbessern. Bei einer Wellenhöhe unter 0,5 Metern oder einer sehr kurzen Periode ist der Spot nicht mehr surfbar.

Palm Beach ist nicht überfüllt, sodass du deine Sessions in Ruhe genießen kannst. Auch dieser Spot entfaltet seine volle Kraft bei Offshore-Wind, der für glatte und lange Wellen sorgt. Auflandiger Wind hingegen macht den Spot unruhig und er ist dann nicht mehr zum Surfen geeignet.

Marina

Der Spot an der Marina neben dem Yachthafen von Agadir ist durch eine lange Hafenmauer geschützt. Im Sommerhalbjahr tummeln sich hier ausschließlich Badegäste, da die Wellen in der Regel sehr klein sind.

Der Surfspot Marina ist etwas für Tage mit großem Swell

Wenn im Winter die großen Swells mit langen Wellenperioden auf die Küste treffen, wird es für Anfänger und Intermediate-Surfer an den umliegenden Spots in der Region meist viel zu groß und mitunter auch gefährlich. Dann erwacht dieser Spot im wahrsten Sinne des Wortes zum Leben.

Die Wellenhöhe liegt dann bei angenehmen 0,5 bis 0,9 Metern, was für Anfänger ideal ist, um ihre Take-off-Technik in den grünen Wellen zu üben. Aber auch Intermediate-Surfer können hier eine entspannte Surfsession genießen und die Lorbeeren ernten, die sie sich erarbeitet haben. Der Spot braucht eine deutliche höhere Periode als die anderen Spots der Region von mindestens 16 Sekunden. Er eignet sich am besten während des Wechsels von Mid Tide zu High Tide.  

Bei Hochwasser kann hier ein Shortbreak entstehen. Das bedeutet, die Welle baut sich auf und bricht sehr schnell zusammen. Dann kannst du zwar immer noch an der Take-off-Technik arbeiten, kommst jedoch nicht mehr in den Genuss, eine lange Welle zu surfen.

Wenn der Spot läuft, ist er auch voll, da es an Tagen mit großem Swell für Beginner und die meisten Intermediate-Surfer in der Umgebung quasi kaum eine Alternative gibt. Das mag für den einen oder anderen abschreckend wirken, aber auch das muss man üben. Auch dafür ist Agadir ein guter Ort, da die übrigen Bedingungen gut handelbar sind und du dich nicht gleichzeitig mit großen Wellen und einem vollen Spot auseinandersetzen musst, wie es zum Beispiel in Imsouane der Fall ist.

Die Kulisse dieses Spots ist einzigartig: Wie der Name schon sagt, befindet er sich in direkter Nähe zum Yachthafen und er bietet einen fantastischen Blick auf den Agadir Oufella, die alte Kasbah mit den großen Schriftzeichen im Berg – das Bild, das sofort angezeigt wird, wenn du nach Agadir googelst.

Anza

Verlässt du das Stadtgebiet von Agadir mit dem Auto in nördlicher Richtung, vorbei am Agadir Oufella und dem Hafen, erreichst du nach etwa zehn Minuten Anza. Es fühlt sich an, als wäre man in einem kleinen Fischerdorf, doch tatsächlich ist dies ein Stadtteil von Agadir.

Cleane Wellen am Surfspot Anza in Agadir
Cleane Wellen am Surfspot Anza

Lange Zeit hatte dieser Ort wegen der umliegenden Industrie und der damit verbundenen schlechten Wasserqualität keinen guten Ruf. Das hat sich jedoch mittlerweile vollkommen geändert und Anza ist zu einem echten Hotspot für Surfer geworden.

2020 erlangte Anza internationale Aufmerksamkeit, als der Surf-Contest der World Surf League (WSL) aufgrund der schlechten Bedingungen am Anchor Point dorthin verlegt wurde. Seitdem wird Anza von der WSL und anderen Surf-Wettkämpfen gezielt als Contest-Spot genutzt.

Der Spot ist eine Kombination aus Beach- und Reefbreak, hat mehrere Peaks mit sandigem Untergrund, aber auch ein paar felsige Bereiche, die bei Low Tide hervortreten und für abwechslungsreiche Wellen sorgen. Durch diesen Spot ist ganzjährig möglich, in Agadir surfen zu gehen, da hier auch bei wenig Swell kleinere Wellen für Anfänger oder Longboarder laufen.

Je nach Swell und Tide bietet dieser Spot sanfte Walls bis hin zu steileren, kraftvollen Peaks. Meist rollen die Wellen in einer Höhe von 0,5 bis 2,5 Metern herein, manchmal schiebt das Meer sogar Sets bis zu 3 Metern an den Spot.

Besonders gute Bedingungen erwarten dich bei einer Wellenhöhe zwischen 1 und 2 Metern, bei Offshore-Wind und einer Periode von 12 bis 14 Sekunden. Dann laufen sowohl Lefts als auch Rights mit leichter A-Frame-Tendenz sauber in die Bucht. Wer auf kräftigere Wellen steht, sollte Mid Tide im Auge behalten, denn dann entfalten die Peaks ihre volle Power und bieten auch fortgeschrittenen Surfern jede Menge Spaß.

Agadir Spot-Guide

Damit du das Beste aus deinem Surfurlaub in Agadir herausholen kannst, findest du hier eine zusammenfassende Übersicht der bekanntesten Surfspots und ihrer optimalen Bedingungen:

​Surfspot​Wellenhöhe​Periode​Tide​Wind
Agadir d’ Plage Süd1 – 1,5 m 8-12 sMid-Tideöstliche Richtungen
Palm Beach1,5 – 2 m10 sHigh-Tideöstliche Richtungen
Marina0,5 – 0,9 m16 sMid- bis High-Tidealle Richtungen
Anza1 – 2 m12-14 sMid-Tideöstliche Richtungen

In Agadir surfen lernen

Gerade Surfanfänger und fortgeschrittene Anfänger finden im Stadtgebiet oft gute Bedingungen, um mit Spaß und schnellen Lernerfolgen in diesen Sport einzusteigen, der ja viel mehr als nur ein Sport ist.

Speziell die Surfspots „Plage d’ Agadir Süd“ und „Palm Beach“ erfüllen exakt die Kriterien, die für einen Anfänger-Surfspot entscheidend sind. Es handelt sich um einen flachen und sehr langen Küstenabschnitt, so dass der Einstieg ins Wasser sehr einfach ist und viel Platz zum Üben bietet. Da es sich bei den beiden Spots um Beachbreaks handelt, gibt es keine Riffe oder steinigen Untergrund. Wenn du vom Board fällst, landest du weich.

Der Stadtstrand liegt in einer Bucht und ist somit windgeschützter als Landzungen, die ins Meer hinausragen. Dadurch sind die Wellen weniger chaotisch und die Wasseroberfläche ist meist glatt. Die Wellen rollen sanft rein und unangenehme Closeouts sind eher selten.

Dennoch darf die Kraft des Atlantiks nicht unterschätzt werden, insbesondere in den Wintermonaten. Anfänger sollten nie auf eigene Faust ins Wasser gehen, nicht nur, weil man sich viel zu schnell eine falsche Technik aneignet, sondern in erster Linie aus Sicherheitsgründen.

Der größte Pluspunkt beim Surfen in Agadir ist die Atmosphäre. Wenn du sicher im Weißwasser unterwegs bist und bereit für das Line-up, ist Agadir genau das Richtige für dich. Es herrscht eine entspannte Stimmung, geprägt von einer fehlerfreundlichen Kultur. Viele Locals hier sind unglaublich unterstützend, sie droppen nicht in jede Welle, die du gerade anpaddelst, sondern motivieren dich und geben dir wertvolle Tipps. In Agadir surfen bedeutet, einfach Spaß am Wellenreiten zu haben und in einer unterstützenden Umgebung die eigenen Fähigkeiten auszubauen.

Da es in Agadir selbst – mit Ausnahme des Stadtteils Anza – keine Surfcamps gibt, sind die Spots längst nicht so überfüllt wie in der Region rund um Tamraght und Taghazout.

Surfschulen in Agadir

Es gibt aber zahlreiche Surfschulen, die sich über den Stadtstrand verteilen und alle ihren eigenen Stil haben. Besonders empfehlen können wir Poki Surf Morocco, eine Surfschule, deren Fokus auf echtem Coaching und persönlicher Betreuung ohne Massenabfertigung mit viel Herz liegt. Es gibt keinen festen Zeitplan, sondern die Kurstermine werden immer an die Surfbedingungen und dein Surflevel angepasst. Alle, die nach Authentizität, guten Vibes und schnellen Lernerfolgen suchen, sind hier genau richtig.

Ebenfalls gut aufgestellt sind Dopamin Surf Morocco, die mit viel Energie und Fokus auf kleine Gruppen unterrichten, sowie Swell Surf Morocco, die für ihren stylischen Vibe bekannt sind und auch Kitesurf-Kurse anbieten.

Die vier Surf-Jahreszeiten in Agadir

In Agadir surfen ist ganzjährig möglich. Die Stadt liegt direkt in der Einflugschneise für Nordatlantik-Swells, was besonders im Herbst und Winter für konstante Wellen sorgt und sämtliche Spots der Stadtstrände auf Hochtouren bringt.

Frühling: Übergangszeit mit Potenzial

Der Frühling in Agadir ist eine Zeit, die vor allem durch ihre Konstanz überzeugt. Die großen Winter-Swells flachen zwar langsam ab, bleiben aber bis in den Mai hinein stabil genug, um immer mal wieder solide Surfbedingungen zu liefern. Vor allem Plage d‘ Agadir Süd und Anza bieten zu dieser Jahreszeit sauber definierte Peaks mit ordentlichem Push.

Auch windtechnisch ist der Frühling noch eine relativ dankbare Zeit. An vielen Tagen bleibt es vormittags glassy oder leicht ablandig. Thermischer Onshore setzt aber meist ab dem späten Vormittag ein. Die Lufttemperaturen bewegen sich meistens zwischen 18 und 25 Grad, die Wassertemperatur liegt bei etwa 17 bis 19 Grad. Die Line-ups sind vorwiegend entspannt, vor allem unter der Woche. Wer früh rausgeht, surft oft fast allein.

Sommer: Endless sunshine aber kleine Wellen

Der Sommer ist die ruhigste Zeit, was die Wellen angeht, aber keineswegs unsurfbar. In diesen Monaten empfängt die Atlantikküste überwiegend kleinere Swells aus westlicher Richtung. Die Wellen sind typischerweise 0,5 bis 1 Meter hoch und haben geringere Perioden von 8 bis 10 Sekunden. Kraftvolle Sets sind selten, aber vor allem am frühen Morgen, wenn der Wind noch offshore weht, entstehen bei passender Tide gut surfbare Longboard-Wellen.

Die Strände von Agadir sind im Sommer stark bevölkert, vor allem von marokkanischen Urlaubern. Das Line-up bleibt aber meist leer, da der Großteil der Badegäste nicht surft.

Die Lufttemperaturen steigen tagsüber auf 28 bis 35 Grad, während sich das Wasser auf 20 bis 23 Grad erwärmt. Ein Shorty reicht häufig aus, gelegentlich wird gar kein Neoprenanzug gebraucht. Wer im Sommer in Agadir surfen möchte, sollte allerdings mit größeren Boards und viel Volumen planen. Der Sommer ist nicht ideal für manöverorientiertes Surfen, aber gut zum Gleiten, zur Auffrischung der Technik und um einfach Spaß zu haben oder seine ersten Erfahrungen auf dem Board zu sammeln.

Herbst: Die Swellmaschine startet wieder

Im Herbst kehrt die Energie ins Meer zurück. Ab Mitte September brechen die ersten sauberen Groundswell-Phasen an. Die Wellen erreichen wieder eine Höhe von bis zu 2 Metern, mit Perioden zwischen 11 und 15 Sekunden – perfekt für die Spots im Stadtgebiet, die bei diesen Bedingungen definierter laufen.

Anza wird wieder kraftvoller, vor allem bei Mid Tide, während Plage d’ Agadir Süd bei größerem Swell angenehm laufende Peaks hervorbringt. Die Sandbänke haben sich durch den Sommerbetrieb teilweise verändert und werden nun durch die ersten Swellzyklen neu geformt, was gelegentlich zu Überraschungen führen kann. Der Wind bleibt stabil und weht oft offshore am Vormittag. Die Temperaturen sind mit 24 bis 30 Grad Luft und 20 bis 22 Grad Wasser ideal.

Der Herbst ist auch organisatorisch eine dankbare Reisezeit: Flüge sind günstiger als im Winter, Unterkünfte sind weniger überlaufen und das Surfpublikum bleibt international, aber überschaubar. Als Intermediate und fortgeschrittener Surfer findest du in dieser Zeit sehr gute Bedingungen vor.

Winter: Big Swell Season

Der Winter ist Agadirs Premium-Saison. In diesen Monaten treffen regelmäßig kraftvolle Swells aus Nordwest und West auf die Küste. Die Wellenhöhe liegt stabil zwischen 1,5 und 3 Metern mit Perioden von bis zu 16 Sekunden. Die Beachbreaks in Agadir verarbeiten diese Energie außerordentlich gut. Besonders Anza läuft bei Mid- bis High Tide kraftvoll, hohl und mit viel Wand. Auch der Stadtstrand lässt mit gut positionierten Peaks in dieser Zeit die Herzen der Surfer höherschlagen.

Vormittags weht häufig ein leichter ablandiger Wind, die Bedingungen sind oft glassy. Strömungen und Rip Currents treten stärker auf, sind aber gut einschätzbar. Fortgeschrittene Surfer profitieren jetzt am meisten. Anfänger sollten sich einer Surfschule anschließen und nicht auf eigene Faust ins Wasser gehen.

Die Wassertemperaturen fallen auf 17 bis 19 Grad, die Lufttemperatur beträgt zwischen 18 und 24 Grad. Die Line-ups werden voller, bleiben im Vergleich zur Region rund um Taghazout aber immer noch entspannt.

Für welches Surflevel lohnt es sich in Agadir surfen zu gehen?

Egal ob du deine erste Welle nehmen, an deiner Technik feilen oder schon mit Cutbacks unterwegs bist – je nach Jahreszeit bieten Agadirs Stadtstrände passende Bedingungen für jedes Surflevel.

Anfänger

Agadir ist ein guter Ort, um Surfen zu lernen. Die Stadtstrände bieten breite Beachbreak-Zonen mit viel Platz. Hier kannst du ohne Stress im Weißwasser starten und später deine ersten grünen Wellen nehmen.

Was dich als Anfänger erwartet

  • sanft auslaufende Wellen bei kleinem bis mittlerem Swell
  • kein gefährliches Riff
  • viele einfache Take-off-Zonen und lange Auslaufbereiche
  • einfacher Einstieg, ohne komplizierte Channel- oder Riffeinstiege.

Anfänger können das gesamte Jahr über in Agadir surfen. Im Sommer (Juni–August) ist der Swell kleiner, was perfekt für den Einstieg ist. Aber auch im Winter zeigen dir die Coaches der lokalen Surfschulen, wie du dich in den geschützten Inside-Zonen gefahrlos austoben kannst.

Intermediates

Wenn du bereits grüne Wellen surfst, Turns übst und sicher den Peak anpaddelst, sind einige Strände in Agadir auch für den nächsten Schritt geeignet. Die Stadtspots bieten mehrere Peaks mit gut lesbaren, meist sanft laufenden Wellen, die sich ideal für das Techniktraining eignen.

Was erwartet Intermediate-Surfer

  • saubere rechte und linke Wellen (oft A-Frames),
  • lange Wellen bei Mid Tide – viel Zeit für erste Carves
  • relativ leeres Line-up
  • leichter Einstieg – keine Angst vor Closeouts oder Heavy Reef.

Die beste Zeit, um als Intermediate-Surfer in Agadir surfen zu gehen, ist von September bis Juni. Während dieser Zeit hast du die Möglichkeit, gezielt an deiner Technik zu arbeiten oder erste Manöver zu lernen. Im Sommer sind die Bedingungen weniger herausfordernd. Du kannst dich mehr ausprobieren oder einfach entspannt die Session genießen und von dem Wissen profitieren, das du dir bereits erarbeitet hast.

Auch als Intermediate-Surfer ist es unbedingt ratsam, einen Surfkurs oder ein Surf Guiding bei einer der hier empfohlenen Surfschulen zu buchen. Nur so lernst du die verschiedenen Surfspots in Agadir wirklich kennen, ohne deine Sicherheit oder die der anderen Surfer zu gefährden.

Fortgeschrittene

Auch wer bereits sichere Bottom und Top Turns fährt, Cutbacks beherrscht und sich in kraftvolleren Wellen wohlfühlt, kann in Agadir gute Sessions haben – vor allem bei den größeren Winterswells. Vor allem Anza zeigt bei 1,5–2,5 m Swell sein stärkstes Potenzial und liefert saubere Walls und schnelle Sections.

Fortgeschrittene können sich auf Folgendes freuen

  • lange Rights mit mächtig Punch
  • gute Bedingungen bei WNW-Swells und einer Periode von 12–15 Sekunden.
  • geringe Crowds im Vergleich zu Taghazout, Imsouane & Co.

Bei den richtigen Bedingungen gibt es die Option auf Barrels und steile Take-offs.

Von November bis März zeigen die Stadtspots rund um Agadir ihre beste Form – mit solidem Swell und gutem Windfenster, vor allem morgens. Ab einer Swellhöhe von etwa 1,5 m kommen auch erfahrene Surfer richtig auf ihre Kosten.

Local Insights: Was du über Agadir wissen solltest

Die Surf-Community in Agadir ist klein, herzlich und fest im Alltag der Stadt verwurzelt. Die meisten lokalen Surfer kennen sich seit Jahren, sind gemeinsam aufgewachsen und legen vor oder nach der Arbeit bzw. der Uni eine gemeinsame Surfsession ein.

In Agadir surfen bedeutet weniger Hype und mehr Alltag – und trotzdem jede Menge Leidenschaft. Die Szene ist bodenständig. Überinszenierte Surfer Bars suchst du hier vergeblich. In erster Linie geht es darum, gemeinsam Spaß in den Wellen zu haben. Du findest hier leicht Anschluss und unter den Surfern herrscht ein lockerer, unterstützender Umgang.

Es gibt auch einige Surfvereine und Clubs, die sich für die Nachwuchsförderung einsetzen. Der bekannteste Surfclub in der Umgebung ist die Imouran Surf Association. Neben regelmäßigen Trainings und kleinen Wettbewerben begleiten und fördern sie junge marokkanische Talente für die Teilnahme an internationalen Surf Contests und veranstalten Beach Clean Ups.

Surf-Etikette

Wenn du in Agadir surfen gehst, gelten die gleichen Regeln wie überall auf der Welt: Von „Right of Way“ – wer näher im Peak ist, hat Vorfahrt – bis zu „Paddel smart“ – also behindere beim Rauspaddeln nicht den Weg eines Surfers auf der Welle.

Gerade als Anfänger ist man in puncto Surfetikette oft noch etwas überfordert. Selbst wenn du die Regeln kennst, bist du wahrscheinlich nicht immer in der Lage, diese auch umzusetzen.

Anfänger sind im Line-up dennoch willkommen, und Fehler sind erlaubt. Verhältst du dich jedoch rücksichtslos und zeigst keinen Respekt, hast du auch in den Wellen von Agadir schlechte Karten.

Surfen ist etwas Reines, ein starkes Ego hat hier keinen Platz. Im Vordergrund stehen Respekt vor der Natur, vor sich selbst und selbstverständlich auch vor den anderen im Line-up.

Surferinnen in Agadir

Frauen im Line-up sind beim Surfen in Agadir längst keine Seltenheit mehr.  Es gibt eine wachsende Anzahl einheimischer Surferinnen. Respekt verdient hier, wer mit Können überzeugt, unabhängig vom Geschlecht. Akzeptanz entsteht durch ein faires, respektvolles Verhalten im Wasser.

Im Line-up zählt nicht das Geschlecht, sondern das Können. Als Touristin kannst du dich hier frei bewegen und hast nichts zu befürchten.

Bei der Auswahl einer Surfschule solltest du etwas mehr Zeit investieren, vor allem wenn du als Frau allein einen Kurs buchst. Die Jungs, die einen am Strand ansprechen und Surfkurse anbieten, sind nicht unbedingt die beste Wahl. Sie sind meist selbst keine versierten Surfer, sodass der Wissenstransfer begrenzt ist.

Hier geht es häufig um schnelles Geld oder darum, Kontakte zu knüpfen. Suche dir daher besser eine legal agierende Surfschule in Agadir. Diese verfügen über das notwendige Know-how und sind erfahren im Umgang mit Touristinnen. Freundlichkeit wird nicht gleich als Zuneigung interpretiert.

Wasserqualität und Umweltbewusstsein

Die Wasserqualität des Atlantiks am Strand von Agadir ist heutzutage sehr gut. Die Zeiten, in denen Abwasser ungefiltert ins Meer geleitet wurde, sind vorbei. Seit 2010 verfügt Agadir über eine moderne Kläranlage und es gibt auch keine wassergefährdende Industrie direkt an der Küste.

Was das Umweltbewusstsein an sich angeht, ist hier definitiv noch Luft nach oben, doch es entwickelt sich in die richtige Richtung. Der Strand wird regelmäßig gereinigt, Marokko ist das erste afrikanische Land, das die Verwendung von Plastiktüten verboten hat und es entstehen zunehmend mehr umweltbewusste Unterkünfte.

Das Umweltbewusstsein wächst insbesondere bei der jüngeren Generation, bei Menschen mit höherer Bildung sowie bei Menschen, die in der Tourismusbranche tätig sind. Außerhalb der touristischen Zonen findet man leider noch immer eine große Menge Plastikmüll, Bauschutt und teilweise auch Haushaltsabfälle.

Agadir hat rund 340 Sonnentage im Jahr und es regnet äußerst selten. Wenn es doch einmal regnet, dann oft sehr kräftig und der Müll wird über die Flüsse an den Strand gespült. Der Müll am Strand wird nach und nach beseitigt, doch alles, was im Meer gelandet ist, bleibt für zwei bis drei Tage dort, bis es wieder an den Strand gespült und aufgesammelt wird.

Rund um Agadir gibt es eine wachsende Anzahl von Umweltinitiativen, die sich für saubere Strände, Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen. Diese Initiativen werden häufig von Surfschulen, sehr engagierten Privatpersonen, internationalen Kooperationen sowie vom Staat selbst ins Leben gerufen. Im Sommer 2025 hat auch die Surfrider Foundation Maroc mit einer ganzen Serie von Umweltaktivitäten in Agadir auf sich aufmerksam gemacht.

Mit Blick darauf, dass 2030 die Fußball-WM in Teilen Marokkos ausgetragen wird, verändert sich im gesamten Land sehr viel. Neben den unzähligen damit verbundenen Bauprojekten arbeitet Marokko daran, sich von seiner besten Seite zu präsentieren. Marokko befindet sich auf einem eigenen Weg der Emanzipation – manchmal mutig, manchmal widersprüchlich, aber definitiv in Bewegung.

Das Stadtleben von Agadir

Marokko ist wie ein Wimmelbuch. Es geht hier sehr wuselig zu und an jeder Straßenecke gibt es etwas zu entdecken. Gleichzeitig ticken die Uhren hier völlig anders, es ist laut und ruhig zugleich. Agadir ist eine moderne Stadt. Sie wurde durch das schwere Erdbeben im Jahr 1960 fast vollständig zerstört. Nichtsdestotrotz ist sie reich an Kultur und maßgeblich von den Amazigh, den Berbern, geprägt.

Agadir bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Die Medina ist ein wundervoller Ort, um zu entschleunigen. Der Souk El Had mit seinen über 6000 Geschäften ist das lebendige Herzstück der Stadt. Hier gibt es farbenfrohe Stände voller Gewürze, Handwerkskunst, Bekleidung und natürlich Arganöl.

Der Agadir Oufella mit der Ruine der alten Kasbah bietet einen beeindruckenden Panoramablick. Von dort aus kannst du inmitten der historischen Umgebung die schönsten Sonnenuntergänge erleben.

Ramadan und kulturelle Besonderheiten

Marokko ist ein muslimisch geprägtes Land, in dem der Tourismus eine wesentliche wirtschaftliche Rolle spielt.

In den marokkanischen Städten geht es entspannt zu, was auch für den Strand von Agadir gilt. Es gibt keine besonderen Bekleidungsregeln. Bikinis und Shorts sind am Strand absolut okay. Abseits der Strände solltest du etwas mehr anziehen. Es gibt jedoch keine Vorschrift, dass Knie und Schultern bedeckt werden müssen.

Während des Fastenmonats Ramadan geht es tagsüber deutlich ruhiger zu. Abseits der touristischen Pfade haben viele Geschäfte am Tag geschlossen. Nach Sonnenuntergang und mit Beginn des Fastenbrechens verlagert sich das Leben auf die Straßen. Nicht im Sinne einer großen Party – schließlich ist der Ramadan eine Zeit der Besinnung – doch die Stadt versprüht eine andere Dynamik und die Menschen strahlen noch mehr Herzlichkeit und Dankbarkeit aus.

Der Ramadan ist eines der wichtigsten Feste für Muslime. Es ist von absoluter Enthaltsamkeit am Tag geprägt. Als Tourist solltest du hier entsprechend respektvoll agieren. Als Paar solltest du dich in der Öffentlichkeit mit Küssen und Umarmungen zurückhalten.

Transport und Mobilität

In Agadir besteht keine Notwendigkeit, einen Mietwagen zu buchen. Die Stadt ist nicht riesig und längere Distanzen lassen sich recht günstig mit dem Taxi zurücklegen. Leg den Preis aber unbedingt vor Antritt der Fahrt fest, damit es am Ende keine bösen Überraschungen gibt. Fahrten innerhalb der Stadt kosten umgerechnet ca. 5 Euro, für den Flughafentransfer bezahlst du rund 20 Euro.

Neben den Taxis gibt es den öffentlichen Nahverkehr mit Bussen. Außerdem gibt es mittlerweile „In-Drive“, quasi das marokkanische „Uber“. Du bestellst über eine App einen Fahrer, legst das Fahrtziel fest und verhandelst den Preis vorab.

Wenn du von Agadir aus einen Ausflug nach Marrakesch oder Essaouira planst, ist die Buchung bei CTM sehr zu empfehlen. CTM ist ein Reisebusunternehmen, das diese Strecken mehrfach täglich im Angebot hat und mit FlixBus vergleichbar ist. Für teilweise unter 20 Euro pro Person gelangst du innerhalb von drei Stunden nach Marrakesch.

Wer absolut flexibel sein möchte und sich für einen Leihwagen entscheidet, sollte bedenken, dass es hier zwar die gleichen Verkehrsregeln gibt, diese aber nicht so strikt befolgt werden. Marokkaner scheinen beim Autofahren alles zu ignorieren, was hinter ihnen passiert – frei nach dem Motto: Was ich nicht sehe, existiert auch nicht.

Es gibt unzählige Kreisverkehre mit drei Spuren, von denen in der Regel nur die Mittelspur befahrbar ist, da man den Kreisverkehr möglichst ohne Einlenken passieren möchte. Das Fahren ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn du dich daran gewöhnt hast und immer aufmerksam bleibst, ist es durchaus gut machbar.

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Julian

Ich bin Julian und seitdem ich Anfang 2015 mein Boardbag gepackt und meinen festen Job in Deutschland aufgegeben habe, ist Surfen mein Leben und der Ozean mein Zuhause. Mehr über Surfnomade erfährst du auf der über mich Seite.

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