„Die Welt ist groß, man will soviel davon erleben wie es in einem Leben möglich ist“

Cormac Campbell ist Australier und in Melbourne aufgewachsen. Obwohl ihm die Sonne das ganze Jahr über auf die Nase scheint und er direkt am Meer lebt, zieht es ihn irgendwann raus in die weite Welt. Während des Studiums in Jura und Germanistik lebt er für einige Zeit in München und Berlin. Dabei knüpft er Kontakte, die ihn inzwischen schon seit Jahren mit lukrativen Übersetzerjobs versorgen, die er via Internet von allen Orten der Welt aus erledigt. Auch wenn nicht das Surfen sondern das Reisen im Mittelpunkt seines mobilen Lebensentwurfs steht, lebt Cormac genau das vor, was Surfnomaden als Zutaten für die Verwirklichung ihres Traums benötigen.

Cormac, viele Surfer, besonders in Ländern, die nicht direkt am Ozean liegen, träumen von einem mobilen Lifestyle. Ist das ein Traum, der heutzutage für viele greifbar ist?

Dieser Lebensentwurf wird immer realistischer. Viele Menschen erledigen heutzutage ohnehin fast alles per Internet, so dass es oft keinen wirklichen Grund mehr gibt, ortsgebunden zu arbeiten. Die meisten Geschäftskunden bevorzugen sogar die Kommunikation per E-Mail und wenn wirklich telefoniert werden muss, ist Skype auch eine günstige und praktikable Variante. Es kommt natürlich auf viele Faktoren an aber wer in seinem Job sowieso schon fast alles per Internet erledigt, kann das zumindest für einen gewissen Zeitraum auch vom Strand aus tun.

Du lebst und arbeitest schon seit Jahren vollkommen flexibel und bist für deine Arbeit an keinen festen Ort gebunden. Warum hast du dich für einen solchen Lebensentwurf entschieden?

Die Welt ist groß – man will soviel davon erleben wie es in einem Leben möglich ist. Dafür reichen vier Wochen Jahresurlaub nicht aus. Außerdem werden andere Dinge schon kommen, die einen schließlich doch fest an einen Ort binden – Frau, Kinder usw. Deswegen möchte ich meiner Wanderlust noch so lange wie möglich freien Lauf lassen. Problematisch ist nur, dass man dadurch nicht satt wird sondern gieriger.

Wie lange lebst du schon so und in welchen Ländern warst du schon überall unterwegs?

Seit anderthalb Jahren bin ich nicht mehr ortsabhängig. Mobiles Arbeiten hat es mir auch ermöglicht, die letzten Züge meines Jurastudiums in Thailand zu absolvieren. Wirklich gearbeitet habe ich inzwischen in Australien, Indonesien, Thailand, der Ukraine, Deutschland, Slowenien und Estland, demnächst geht es nach Nordamerika und dann entlang der Landkarte nach Süden.

Was sind die Werkzeuge deiner täglichen Arbeit, benutzt du eine bestimmte Software oder Websites, die dir die Arbeit erleichtern?

Ich brauche eigentlich nur meinen Laptop, ein Schreibprogramm und einen Internetanschluss, um Onlinewörterbücher zu benutzen, Aufträge zu erhalten und abzuschicken.

Im letzten Jahr hast du für einige Monate in Thailand quasi direkt vom Strand aus gearbeitet. Gib uns doch mal einen kleinen Einblick in einen typischen Arbeitstag während einer deiner Strandschichten.

Der Ablauf war eigentlich immer ziemlich gleich: früh aufstehen, so gegen sieben, frisches Obst zum Frühstück essen während ich für anderthalb Stunden Organisatorisches am Rechner erledigt habe – Kunden schreiben, mich um Aufträge bewerben, Anfragen beantworten usw., dann folgten meist zwei Stunden Box-Training und Schwimmen. Nach dem Mittagessen ging ich für etwa vier Stunden meiner eigentlichen Arbeit als Übersetzen nach. Vor dem Abendessen gab es eine weitere Einheit in Thaiboxen und Baden. Das Abendprogramm bestand entweder aus der restlichen Arbeit oder ich konnte mich zwischen einer Massage am Strand oder anderen abendlichen Vergnügungen, wie Party machen entscheiden. Am nächsten Tag ging alles wieder von Vorne los.

Was hat dich das Leben in Thailand ungefähr gekostet? Die Büromiete fiel ja schon mal weg, stimmt`s?

Das Leben in Thailand ist für unsere Verhältnisse sehr billig. Für mein eigenes Bungalow am Strand, Verpflegung, einen Roller, Internet und Telefon habe ich monatlich gerade einmal 300 Euro aufbringen müssen. Wegen dem Wireless Broadband in Thailand war mein Bungalow natürlich gleichzeitig auch mein Büro – das erste Mal, das ich ein Büro direkt am Strand hatte.

Bringt das ständige Unterwegssein auch Nachteile mit sich?

Ja das finde ich schon. Man verpasst viel von der Familie, aber dafür ist es immer etwas besonders, wenn man dann doch mal zuhause vorbeischaut, das gleiche gilt für Freunde. Das schwierigste ist, wenn man eine Freundin hat, die man gern ein Bisschen öfter sehen würde. Es gibt meist wenig Verständnis dafür, dass man ständig unterwegs sein muss. Aber das Eigenheim haben müssen, nicht aus dem Koffer leben wollen und die anderen üblichen Wehklagen treffen auf mich überhaupt nicht zu.

Hast du auf deinen Reisen auch andere Menschen getroffen, die schon den Lifestyle von Surfnomaden leben?

Ich habe ein Paar Leute kennengelernt, die das versuchen. Manche leben zum Beispiel das halbe Jahr in Europa, um die andere Hälfte des Jahres mit Surfen zu verbringen. Aber Leute die unterwegs wirklich arbeiten und Karriere machen, genau so wie sie es zu hause machen würden, habe ich nicht kennengelernt, dennoch hört man von denen.

Deine Arbeit besteht darin, Texte auf Websites, Bedienungsanleitungen etc. vom Deutschen ins Englische zu übersetzen. Welche Tipps kannst du Surfern geben, die zweisprachig sind und so wie du mobil als Übersetzer arbeiten wollen?

Da muss man sich irgendwo ein Paar Aufträge auftreiben, z.B. über elance.com oder noch besser direkt von Firmen, von Internet-Mailinglisten oder bei Agenturen. Wenn man die ersten Aufträge dann wirklich gut erledigt, behält man die Kunden auch und man kann sich mit der Zeit einen festen Kundenstamm aufbauen. Von guten, verlässlichen Übersetzern gibt es nämlich nicht viele auf der Welt.

Wie sehen deine Pläne für die nähere Zukunft aus, möchtest du weiterhin als Übersetzer arbeiten oder siehst du für dich auch noch andere Möglichkeiten des mobilen Arbeitens?

Für mich ist das Übersetzen nur etwas was meinen Kopf über Wasser hält bzw. mir den mobilen Lifestyle ermöglicht. Nebenher versuche ich, ein Paar Medienprojekte ins Leben zu rufen. Die werden aber natürlich auch immer aus der Ferne bedient.

 

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