NA WIE BEIßEN SIE DENN? WAS SURFER ÜBER HAIANGRIFFE WISSEN SOLLTEN

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Geschrieben von Julian

Es sind Fragen, die besonders unerfahrene Surfer immer wieder umtreibt.

Auch ich bekomme sie immer wieder gestellt wenn ich von meinen Surftrips zurückkehre. Sei es von den Kapverden, aus Brasilien oder den Kanarischen Inseln.

Ob ich denn einen Hai gesehen hätte und ob es nicht wahnsinnig gefährlich sei, in den haiverseuchten Gewässern der Tropen surfen zu gehen?

Eine wirklich überzeugende Antwort auf diese Fragen hatte ich nie.

Meine Einstellung zu Haiangriffen schwankte meist zwischen Ignoranz und Unwissenheit oder basierte auf vagen Andeutungen von Locals und Berichten, die ich hier und dort in Surfmagazinen aufgeschnappt hatte.

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Wie (un)wahrscheinlich sind Haiangriffe auf Surfer wirklich?

Um dieser Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich in den letzten Wochen alles gelesen, was mir zu dem Thema in die Hände viel. Und du darfst mir glauben, dass es dazu einiges zu lesen gibt.

Schließlich habe ich alle für Surfer relevanten Fakten herausgepickt und in diesen Beitrag gepackt.

Und auch wenn das Thema Haiattacke bei uns Surfern immer wieder für Aufregung sorgt, möchte ich es möglichst sachlich und nüchtern betrachten. Dabei werde ich mich weder zu Übertreibungen noch zu Verharmlosungen hinreißen lassen – versprochen!

Also dann, los geht’s:

Haiangriffe auf Surfer sind selten, aber wenn es dazu kommt, sind meist schwere und manchmal sogar tödliche Verletzungen die Folge.

Das Medienecho und die dadurch ausgelöste Hysterie nach Haiunfällen stehen aber in keinem Verhältnis zu der tatsächlichen Anzahl von Haiangriffen.

Insgesamt vielen seit dem Beginn der systematischen Aufzeichnung weltweit 492 Menschen durch Haiangriffe zum Opfer.

HaiangriffeWeltkarteÜberrascht hat mich die relativ hohe Zahl an Haiangriffen in Europa, wo die Haie bereits 49 mal zuschlugen. Darunter auch einige Vorfälle in Frankreich und sogar in England. Der letzte Angriff liegt allerdings schon lange zurück und ereignete sich im Jahr 1974 in Kroatien.

Länderliste-Haiangriffe-EuropaQuelle: International Shark Attack File

Insgesamt ist die Zahl der Haiangriffe weltweit aber alles andere als alarmierend. Bei über 40 Millionen Surfern und Schwimmern im Jahr, kommt es im Schnitt zu 65 Haiunfällen, von denen durchschnittlich etwa 5 pro Jahr tödlich enden.

Die weit verbreitete Haihysterie lässt sich also auch dadurch erklären, dass das öffentliche Risikobewusstsein stark durch Fernsehen, Zeitungen und das Internet geprägt wird. Das gilt aber übrigens nicht nur für das medial sehr beliebte Hai-Thema sondern genauso für alle anderen Lebensbereiche.

Fakt ist, dass die allgemeine Wahrnehmung von Gefahren wenig zu tun hat mit dem tatsächlich existierenden Risiko.

Hier hilft ein Blick auf die statistischen Zahlen.

Hai oder Ameise: Wer ist gefährlicher ?

Welcher halbwegs klar denkende Mensch hat schon mehr Angst vor Ameisen oder Kühen als vor Haien?

Wenn es um die nackte Statistik geht, muss man solchen vermeintlichen Angsthasen aber tatsächlich Recht geben.

Denn genau betrachtet, sterben jährlich viermal so viele Menschen durch Kuhangriffe als durch Haiattacken. Und die Wahrscheinlichkeit, einer Horde Ameisen zum Opfer zu fallen, ist statistisch gesehen sogar sechsmal so hoch wie die Chance, von einem Hai gejagt zu werden.

Quelle: http://www.curiosity.com/Quelle: www.curiosity.com

Die bei Surfern verbreitete Angst vor Haien ist dennoch nachvollziehbar und ich muss selber zugeben, dass sie mich hin und wieder überkommt. Wenn ich auf meinem Surfboard im Lineup sitze genügt es manchmal, einen Schwarm kleiner Fische ängstlich aus dem Wasser springen zu sehen, um meine Augen panisch die umliegende Meeresoberfläche abtasten zu lassen.

Es liegt wohl in der Natur der Angst, dass sie oft irrational ist und sich kaum durch das Aufsagen von Fakten vertreiben lässt.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es zu dem Thema jede Menge Vorurteile gibt.

Die hartnäckigsten Vorurteile

Also aus welchen Gründen greifen Haie denn nun hin und wieder Menschen an?

Dazu gibt es verschiedene Hypothesen, die jedoch wissenschaftlich sehr umstritten sind.

Tatsächlich sind die Gründe für Haiangriffe weitgehend ungeklärt. Dennoch meint jeder Surfer sie zu kennen. Höchste Zeit also, um mal mit den vier hartnäckigsten Vorurteilen aufzuräumen.

Fuerte_2

Haiangriffe passieren zur Jagdzeit der Haie also in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden bei tiefstehender Sonne

Genau so habe ich es auch schon häufig gehört, doch die Beobachtungen der letzten 100 Jahre sagen etwas anderes. Laut der internationalen Datenbank für Haiangriffe, gehen weiße Haie bevorzugt zwischen 10 und 12 Uhr und zwischen 14 und 17 Uhr auf Jagd. Zumindest dann wenn menschliche Opfer involviert sind.

Auch eine derzeit laufende Studie zu Haiangriffen auf Hawaii kommt zu dem vorläufigen Schluss, dass eine sehr frühe oder späte Tageszeit wenig ausschlaggebend ist, wenn es um die Gefräßigkeit von Haien in Bezug auf Menschen geht.

Die Forscher dokumentierten den Zeitraum zwischen 10 und 16 Uhr als häufigste Tageszeit für Haiangriffe.

Kokusnuss

Es ist Wahrscheinlicher von einer runterfallenden Kokosnuss getroffen zu werden als einem Haiangriff zum Opfer zu fallen

Vermutlich stimmt das sogar, aber ich finde der Vergleich hinkt gewaltig. Denn während du den Crash mit einer Kokosnuss ganz einfach verhindern kannst, wirst du einen unerwünschten Haikontakt nicht aktiv beeinflussen können.

Am Strand kannst du es dir auch neben anstatt unter einer Kokospalme bequem machen, doch für den Hai macht es keinen Unterschied ob deine Beine einige Meter weiter rechts oder links im Wasser baumeln.

Haie attackieren bevorzugt im trüben Wasser mit geringer Sichttiefe

Das habe ich auch immer gedacht, aber auch hier sagen die Zahlen das genaue Gegenteil. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass trübes Wasser in Haigebieten bei Surfern ein mulmiges Gefühl auslöst.

Sind Hainangriffe bei klarem Wasser unwahrscheinlichGerade Flussmündungen, die oft trübes Wasser mit sich führen, zählen zu beliebten Jagdrevieren von Haien. Aber die Beobachtungen von der University of Hawaii belegen, dass sich die größere Zahl an Haiangriffen in kristallklarem Wasser ereignet.

Die häufigste Ursache für Haiangriffe ist die Verwechslung

Haie halten Menschen auf einem Surfbrett für Beutetiere, denn im Gegenlicht gleicht die Silhouette von Surfern derer von Meeresschildkröten oder Robben. Klingt einleuchtend, ist wissenschaftlich aber nicht belegbar.

Im Gegenteil: Haie gelten als die perfekten Jäger des Ozeans und verfügen über sehr feine Sinnesorgane, die eine Verwechslung sehr unwahrscheinlich machen. Ein Surfer ähnelt zwar von unten betrachtet einem Seehund, doch Haie agieren bei der Auswahl ihrer Beute äußerst vorsichtig. Offenbar sendet ein paddelnder Surfer aber genug Signale aus, um bei hungrigen Haien eine Art Versuchsbiss auszulösen.

Nach dem ersten Biss entfernen sich Haie zunächst von ihrer Beute. Der Verdacht, dass sie ihren Fang scheinbar verschmähen, ist aber falsch. Vielmehr lässt sich dieses Verhalten mit der Vorsicht von Haien erklären. So behaupten es zumindest die Forscher der University of Hawaii. In der Regel ziehen sich Haie zunächst zurück, um abzuwarten bis das Opfer stirbt. Damit verringern sie das Risiko, selbst im Überlebenskampf des Opfers verletzt zu werden.

Gleichzeitig sind sich Wissenschaftler einig, dass es keine Haiart gibt, die auf den Menschen als Beute spezialisiert ist. Ansonsten wäre wohl kein Surferstrand mehr sicher.

Der Vorgang eines Haiangriffs scheint jedenfalls deutlich komplizierter zu sein als eine simple Verwechslung und muss wohl noch weiter untersucht werden, bevor hier Klarheit herrscht.

Die besten Strategien gegen Haiangriffe

Vermeidung

Sich aus Haigebieten fernzuhalten, ist wohl die sicherste Methode, um bei Haien nicht auf der Speisekarte zu landen.

Haie sind sehr wählerisch wenn es um ihre Jagdgebiete geht. Eine gute Vermeidungsstrategie ist es also, nicht an Stränden zu surfen, an denen es schon zu Haiangriffen kam.

Einen schnellen Überblick über besonders risikoreiche Surfspots bietet mein Lieblingsbuch in Sachen Gefahrenabwehr auf Surftrips:

Das Surftrip Überlebenshandbuch

Handbuch-offene Seite

Darin findest du auch die Top 5 der gefährlichsten Surfspot in punkto Haialarm:

1) Florida // New Smyrna Beach mit 98 Attacken

2) Florida // Ponce Inlet mit 24 Attacken

3) Südafrika // Nahoon Reef mit 15 Attacken

4) Brasilien // Recife mit 12 Attacken

2) Florida // Jupiter Beach mit 10 Attacken

Demnach tust du dir einen großen Gefallen, wenn du dein Surfboard auf deinem nächsten Trip nach Florida besser zuhasue lässt.

Elektrische Hai-Schutzschilde

In Australien verwenden viele Surfer inzwischen Geräte, die elektrische Impulse aussenden. Das empfindliche Nervensystem der Haie soll darauf reagieren und Haiangriffe verhindern.

Das Forscherteam von Dr. Meyer konnte in einem Test aber nicht bestätigen, dass es funktioniert. Das Gerät wurde neben einem Köder ins Wasser gehängt und dennoch steuerten die Haie direkt darauf zu und machten kurzen Prozess.

Spezielle Neoprenanzüge

Australische Wissenschaftler haben speziell gemusterte Surfanzüge entwickelt, die einen Surfer im Wasser für Haie angeblich unsichtbar machen sollen. Eine zweite gestreifte Variante ähnelt dem Muster eines Zebras und soll den Hai kurz vor dem Angriff optisch verwirren.

Ob diese Taktik aber wirklich aufgeht, bleibt fraglich. Bis auf Weiteres benutze ich für meine Surftrips weiterhin einen klassischen Neoprenanzug.

Was tun bei einem Haiangriff?

Falls es dich trotz der wirklich geringen Chance einmal erwischen sollte und du dich aus heiterem Himmel im Nahkampf mit dem grauen Jäger widerfindest, solltest du einen Plan parat haben.

Wie gesagt, Haie sind die perfekten Jäger. Wenn sie dich als ihr Opfer auserkoren haben, ist deine Chance zu entkommen ehrlich gesagt nicht die allergrößte. Dennoch gibt es ein Paar Regeln, die du dir einbläuen solltest:

Schau ihm in die Augen, kleines!

Um dich gegen einen Hai verteidigen zu können, musst du wissen, wo er sich befindet. Also behalte das Tier im Auge, auch wenn du gerade deine Flucht planst.

Hektisch wegpaddeln kommt nicht gut!

Du kannst einem Hai im Wasser nicht entkommen. Deshalb ist schnelles Fliehen keine Option, außer du befindest dich in unmittelbarer Nähe zum Strand, Riff oder einem Boot. Wildes Paddeln wird die Aufmerksamkeit des Hais auf dich nur noch vergrößern. Genauso albern ist es, dich tot zu stellen. Das schreckt einen interessierten Hai nicht ab.

Mitunter wird empfohlen, sich senkrecht im Wasser treiben zu lassen. Haie kennen keine Tiere, die diese Position einnehmen und agieren daher vorsichtiger. Aber wer hat schon die Eier, sich von seinem Board ins Wasser gleiten zu lassen, wenn ein Hai auf ihn zusteuert? Ich jedenfalls nicht.

Angriff ist die beste Verteidigung!

Wenn weder Flucht noch Lethargie eine aussichtsreiche Strategie darstellen, bleibt also nur der Griff in die körpereigene Waffenkammer:

Ich höre immer wieder, dass der effektivste Move in der marinen Kampfkunst gegenüber Haien ein gezielter Schlag auf die Haischnauze sei. Das mag stimmen. Denn deine größte Chance liegt darin, dass dich der angreifende Hai als starken, ernstzunehmenden Gegner wahrnimmt.

Eine noch bessere Verteidigungstechnik liefert aber wieder das bereits erwähnte Surftrip Überlebenshandbuch.

Demnach beißen sich Haie in die Kiemen wenn sie gegeneinander kämpfen – ein eindeutiger Hinweis auf ihren schwächsten Körperteil.

Offenbar reagieren Haie auf Berührungen im Bereich der Kiemen sehr empfindlich und treten am ehesten den Rückzug an.

Weitere wertvolle Tipps zum Thema findest du auch in dem Buch Haie – Menschen – Begegnungen.

Sterben für die Potenz

Mir ist wichtig, dass hier nicht der Eindruck entsteht, Haie seien abscheuliche Biester, die es nur auf Surfer abgesehen haben.

Wenn man bedenkt wie viele Surfer sich tagtäglich in den Jagdrevieren von Haien bewegen, ist die Zahl der Unfälle wirklich minimal. Dabei hätten Haie genug Motive, um sich viel öfter mit den Menschen anzulegen.

Die Jagd auf Haie ist weltweit eine der unethischsten Formen, um an Lebensmittel zu gelangen. Oft geraten Haie als Beifang in Treib- und Schleppnetze oder werden nur wegen ihrer als potenzsteigernd geltenden Flossen gejagt – so wie bei dieser Aktion auf dem Pier von Santa Maria (Kapverden), die ich Anfang 2014 leider miterleben musste:

Jagd auf HaiflossenDabei sind Haie in der großen Mehrzahl für den Menschen vollkommen ungefährlich. Und es sind majestätische Tiere, die für das natürliche Gleichgewicht der Ozeane eine wichtige Rolle spielen.

Und hattest auch du schon mal das Vergnügen, beim Surfen einen Hai zu sichten? Wie hast du dich verhalten? Hast du weitere Tipps auf Lager, um sich im Fall der Fälle unbeschadet aus der Affäre zu ziehen?

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Ein Beitrag von

Julian

Ich bin Julian und seitdem ich Anfang 2015 mein Boardbag gepackt und meinen festen Job in Deutschland aufgegeben habe, ist Surfen mein Leben und der Ozean mein Zuhause.

33 Gedanken zu „NA WIE BEIßEN SIE DENN? WAS SURFER ÜBER HAIANGRIFFE WISSEN SOLLTEN“

  1. Hej.
    Wir hatten vor 22jahren (huch Gott bin ich alt) das Vergnügen bei einem Schnorchelausflug das Interesse eines Hais zu erwecken.
    Wir wollten vor den Virgin Islands vom Boot aus zu einer kleinen Insel schnorcheln um dort am Strand in einem Beach Restaurant etwas zu essen. Alles natürlich richtig auf Touri getrimmt… Vom Boot bis zum Strand waren es ca 30m. Der Scout meinte es sei absolut sicher zu schwimmen, er würde dort jeden Tag anhalten… Soweit so gut… Wir also alle ins Wasser (ich war damals 10 Jahre alt). Auf der Hälfte der Strecke brüllte es von Schiff „Shark, Shark, Shark…“ und die ganze Truppe Menschen im Wasser strampelte um ihr Leben… Ich möchte nicht wissen wie sich meine Eltern gefühlt haben in diesem Moment. Der Rückweg zum Boot fand dann mit dem Beiboot statt.
    Seit dieser Erfahrung die wirklich gut ausgegangen ist, habe ich jedes Mal einen heiden Respekt bis angst davor ins Wasser zu gehen (auch in der Nordsee vor Dänemark). An einigen Tagen ist mir das Wasser sogar so unsympathisch dass ich selbst den Hund nicht reinlasse…
    Nun bin ich selber Mutter und hoffe, dass ich meine Angst nicht an meine Tochter weitergebe…
    Liebe Grüße aus dem Norden.

    Antworten
    • Hallo Ana,
      lieben Dank, dass du dein emotionales Erlebnis und die daraus resultierenden Ängste hier teilst.
      Allerdings möchte ich dich auch versuchen, etwas zu beruhigen. Zumindest in der Nordsee gab es noch nie einen Haiangriff. Weder auf Menschen noch auf Hunde.
      Liebe Grüße zurück,
      Julian

      Antworten
  2. Hallo Julian,

    Ich interessiere mich sehr für das Thema Haie und dein Artikel hat interessant geschrieben auch für mich noch einiges Neues an Infos geboten!

    Mich beschäftigen allerdings zwei Dinge: Erstens, wie man bei einer Haibegegnung den Hai an den Kiemen treffen soll, wenn er doch höchstwahrscheinlich entweder von unten angreift oder einen Sicherheitsabstand einhält, der länger ist als eine Armlänge?

    Und wenn man ihn dann einmal erfolgreich abgewehrt hat, wie zieht man sich mit einem Surfboard und etwas Abstand zum Strand effektiv zurück? Schwimmt man langsam neben dem Surfboard oder legt man sich wieder drauf und paddelt weg? Denn in beiden Fällen dreht man dem Hai den Rücken zu (selbst wenn er sich schon verabschiedet hat, kann man ja nie 100% sicher sein, dass er weg ist und sich wirklich nicht mehr für einen interessiert) und im letzteren Fall nimmt man sogar wieder seine bekannte „Beuteform“ ein.

    Würde mich mal interessieren, was Du (oder andere) da so für Ideen zu hast.

    Liebe Grüße, Lea!

    Antworten
    • Hey Lea,

      schön, dass hier ein paar neue Infos für dich dabei waren.

      Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich mich nicht wirklich als Experte zum Thema Haiangriffe sehe, sondern mir die Fakten für den Artikel auch erst zusammensuchen musste.

      Leider kann ich deine absolut berechtigten Fragen daher auch nicht befriedigend beantworten. Weder wurde ich selbst bisher schon mal von einem Hai verfolgt, noch wüsste ich, wie ich im Ernstfall tatsächlich reagieren würde.

      Ich glaube, dass der instinktive Fluchtreflex im Fall der Fälle einfach so groß ist, dass sich jeder Surfer so schnell wie möglich versucht, aus dem Staub zu machen. Das hat Mick Fanning auch nicht anders gemacht und in seinem Fall ist es bekanntlich gut gegangen.

      Eine verlässliche Statistik zu der Fluchtart und der damit verbundenen Chance, ungeschoren davon zu kommen, gibt es soweit ich weiß nicht. Aber ließ doch am besten mal das von mir empfohlene Buch zum Thema Begegnungen zwischen Haien und Menschen. Das ist soweit ich weiß die beste deutschsprachige Zusammenfassung aller Fakten zum Thema.

      Alohas und viele Grüße, Julian

      Antworten
  3. Hallo,

    ich bin kein Surfer, aber ein Haischützer. Arbeite ehrenamtlich bei Sharkproject. Ich war schon 2x auf Kapverden und fahre nächste Woche wieder. Ich habe dort auch gesehen, wie ein Bullenhai an Land gebracht wurde. Mir hat es wirklich fast das Herz zerrissen,aber: die Fischer dort sind sehr arm und müssen derzeit sehr weit raus mit ihren Booten, weil auf Boa Vista die großen Fangschiffe der Schlitzaugen (entschuldigt den Begriff-ich mag diese Menschen nicht) im Hafen liegen und auch in diesen Gewässern alles abgrasen, gerade auch die Haie. Dieser Bullenhai war Gott sei Dank „nur“ ein einziger Hai und bei dir auf dem Bild anscheinend auch. Und das Allerwichtigste: er ist bereits tot (sonst werden die Haie lebendig aus dem Wasser gezogen, die Flossen abgeschnitten und wieder ins Meer geworfen, dort sinken sie dann langsam auf den Meeresboden und ersticken nach ca. 3-4 Stunden qualvoll). Die Fischer verdienen mit den Flossen wahrscheinlich – für ihre Verhältnisse – viel Geld und werden dadurch natürlich scharf gemacht auf weitere Haie :-(, aber trotzdem muss man es unterscheiden. Was aber die wenigsten Menschen wissen: Jährlich werden 100 Millionen Haie getötet, als Beifang und wegen der Flossen. Was auch die wenigsten wissen ist, dass die Flossen nur eine gallertartige Masse abgeben und mit Hühnerbrühe gekocht werden, um überhaupt Geschmack zu bekommen…. Das muss man sich mal vorstellen. Studien haben übrigens ergeben, dass ein Riff nach einem Jahr stribt, wenn es dort keine Haie mehr gibt. Er gehört mit dem Orca zu den Topräubern und ist nicht wegzudenken aus dem marinen System. Und bitte vergesst nicht: wir begeben uns in sein Revier!!!! Wir sind der Eindringling.
    Danke also für deinen Hinweis am Ende des wirklich guten Artikels und allen anderen weiterhin viel Spaß beim Surfen!!! 🙂

    Antworten
    • Hallo Ulrike, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!
      Es ist ja fast immer so, dass die Natur unter Armut leidet. Umweltverschmutzung und Raubbau an der Natur sind in armen Ländern leider ein Dauerbrenner.
      Nur kann man das den Menschen nicht vorwerfen. In vielen Fällen handeln sie so, um zu überleben. Wenn eine Haifischflosse das Überleben der eigenen Familie sichert, kann ich verstehen, dass die Jagd auf Haie so attraktiv wird. Gleichzeitig ist die Überfischung der Meere natürlich kein Armutsphänomen, sondern ein industrielles Phänomen.
      Kurzum: Das Thema ist komplex und mein Artikel ist nur ein Versuch, es halbwegs umfassend zu verarbeiten. Daher freue ich mich umso mehr, dass er dir als Haiexpertin trotzdem gefällt!

      Antworten
      • Hallo Julian,

        toller Artikel.
        Ich habe eine grauenvolle Angst vor Haien und habe selbst schon eine Begegnung hinter mir und zwar in Mexiko in Zihuatanejo.

        Und eins möchte ich dem“Eier Ding“ hinzufügen.
        Man glaubt garnicht wie eiskalt ein Mensch ist einer bedrohlichen Situation werden kann.
        Gott sei Dank war das Meer dort plötzlich abschüssig und somit das stehende Gewässer sehr nah.
        Gesehen habe ich Ihn und ich bin mir sicher er mich auch, trotzdem habe ich in Sekunden einen Plan geschmiedet und ihn umgesetzt ohne in Panik zu geraten.

        Ich wünsche Euch allen viel Erfolg beim Surfen und Baden und macht Euch nicht allzuviel Gedanken, genießt lieber die tollen Orte 🙂

        Antworten
  4. Hi Julian,

    Kompliment für die Arbeit die Du Dir gemacht hast, diese Informationen aus den verschiedenen Quellen zusammenzuschreiben!

    Ich habe einige Bücher von Ritter gelesen, auch darunter das von Dir empfohlene Buch, was leider nicht mehr lieferbar ist.
    Auf seiner Seite beschreibt er aber nochmal die von ihm empfohlene Herangehensweise bei einem Haikontakt.

    http://www.sharkschool.com/de/forschung/dos-donts/

    Antworten
    • Hi Michael,

      vielen Dank dir für die freundlichen Worte und den ergänzenden Link.

      Die dort genannten Tipps sind sicher richtig, setzten allerdings voraus, dass du den Hai unter Wasser gut sehen kannst. Das heißt also, du musst ihn rechtzeitig bemerken und ins Visier nehmen. Das ist für Taucher sicher deutlich einfacher als für Surfer…

      Antworten
    • Das stimmt natürlich…aber darauf zielen ja alle deine Tipps ab. Siehe „Schau im in die Augen Kleines“ und „Angriff ist die beste Verteidigung“. Dafür spricht auch, dass Du selbst schreibst, die meisten Kontakte finden in kristallklarem Wasser statt. Man ist überrascht wie gut man dort sieht. Nur mit den Distanzen abschätzen ist es etwas schwierig

      Erst heute habe ich auf MSW diesen Erfahrungsbericht gefunden.

      http://magicseaweed.com/news/how-to-react-when-a-3m-great-white-tickles-your-feet/8669/

      Ich habe auch gelesen, dass das Haie sehr gut erkennen können wo „vorne und hinten“ ist, daher ist das nicht aus den Augen lassen nicht nur im Sinne der Verteidigung eine gute Idee, sondern man erhöht auch die Hürde für einen Angriff, da Haie von Natur aus jedes Risiko minimieren wollen und eher von hinten oder unten angreifen würden.

      Antworten
  5. Hey,

    wollte eine kurze Anmerkung da lassen zu dem Punkt wann Hai-Angriffe statistisch am häufigsten stattfinden:

    Dass die Statistik sagt hauptsächlich finden Hai-Attacken zwischen 10 und 16 Uhr statt kann einen ganz simplen Grund haben.
    Ohne es mit Zahlen verifizieren zu können behaupte ich einfach mal, dass das die typische Badezeit ist.
    Soll heißen, die Zahl gibt ggf. weniger Auskunft darüber wann man sich am ehesten Sorgen machen sollte als viel mehr darüber wann Hai und Mensch am ehesten zusammentreffen und damit natürlich die statistische Whk. eines Hai-Angriffs größer ist.

    Antworten
    • Hi Thomas, vielen Dank für dein Kommentar und die durchaus einleuchtende Ergänzung.

      Du magst durchaus Recht haben, dass die Häufigkeit der Angriffe mit der Anzahl der Badegäste im Wasser korreliert. Allerdings kenne ich keine Studie, die diesen Zusammenhang untersucht bzw. eindeutig belegt hat.

      Da Surfer aber gerade in den frühen Morgenstunden im Wasser sind, müsste sich die Anzahl der Attacken auf Surfer in dieser Zeit ja auch signifikant erhöhen. Den aktuellen Daten zufolge ist das aber wohl nicht der Fall…

      Antworten
  6. alou Julian! die infos in der artikel sind sehr gut zusammengefasst und du hast eine tolle recherche gemacht!
    die hinweise sich senkrecht im Wasser treiben zu lassen könnte doch funktionieren 😉 als taucherin habe ich es schon ein paar mal versucht obwohl ich nicht so groß bin… hauptsache immer augenkontakt halten!!
    ich wollte dir und allen anderen die haie im wasser treffen könnten das buch „Blind Dates“ und den film „End of a Myth“ empfehlen. das buch ist über haibegegnungen und von Shark Project zusammengefasst. der film ist von Ocean Pix produziert 😉
    hier der trailer: http://www.ocean-pix.de/english/television/end_of_a_myth/trailer_en.html
    um abraco!
    andrea

    Antworten
    • Valeu Andrea! Wenn selbst die Meeresbiologin und Tauchexpertin ein solch freundliches Lob ausspricht, fühle ich mich natürlich sehr geehrt!

      Und vielen Dank auch für die Buch- und Filmempfehlung, werde ich mir gleich mal in Ruhe anschauen. Der Trailer ist schon mal sehr informativ und vielversprechend!
      Abracos!! Julian

      Antworten
  7. Hi Julian,

    danke für den super Artikel. Ich habe echt gedacht, ich wüsste schon vieles über Haie. Aber ein paar Fakten hatte ich auch abgespeichert, wie zum Beispiel Tageszeit und trübes Wasser. Und das Kokosnuss-Beispiel verwende ich selbst gerne. Das mit den Ameisen ist aber viel besser. Wird ins Repertoire aufgenommen. Ich bin ja froh, dass kein Strand in Australien in den Top 5 ist. Puh! In Perth haben uns die nicht-surfenden Locals etwas verrückt gemacht. Das war auch zu der Zeit, wo es mehrere Haiattacken gab und dann die Jagt freigegeben wurde.
    Und viele Bekannte fragen immer, ob wir denn keine Angst haben. Ich sage, dann immer, dass sie schließlich auch noch Autofahren, obwohl im Strassenverkehr so viele Menschen täglich sterben.
    Danke nochmal!
    Cheers, Dani

    Antworten
  8. Informativer und gut recherchierter Artikel!
    Aufgrund meines aktuellen Lebensmittelpunktes (Australien) ist er für mich auch gerade sehr hilfreich.
    Ich muss gestehen, ich habe mich vor meiner Reise nach Perth nicht sonderlich mit der Thematik „Hai“ beschäftigt – ja ich weiß, in Westaustralien gibt es deutlich mehr dieser Geschöpfe, aber ich wollte mich nicht unnötig in Panik versetzen.
    Es steht außer Frage, dass ich auch im Westen Surfen werde.
    Dein Artikel hat es wunderbar bestätigt, mich nicht verrückt zu machen 🙂

    Antworten
    • Dank dir für die freundlichen Worte!
      Ich hoffe, dass die positive Wirkung meines Artikels auch dann noch anhält wenn du die ersten Armzüge in westaustralischen Gewässern wagst. Mir ging es vor allem an den Stranden von Cape Town so, dass mich wider aller Fakten immer wieder eine diffuse Angst einholte. Letztendlich ist es wohl eine Frage der Gewöhnung.
      Viel Spaß auf deinem Road Trip!!

      Antworten
  9. Ich bin kein Surfer, hab aber trotzdem Respekt vorm Schwimmen im Meer. Das ist bei mir wie mit dem Fliegen…da ist die Angst auch immer dabei.

    Sehr schöner Artikel.
    Ich denke auch, dass der Angriff das beste Mittel ist, aber ein Faustschlag auf die Nase stelle ich mir schwer vor.
    1. ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Maul weit aufgerissen, wenn er die Schlagnähe erreicht hat und
    2. schon mal unter Wasser versucht, schnell zu boxen? Schwierig.

    Ich glaube, als Surfer hätte ich immer eine Art Rambomesser mit Riemen am Bein befestigt…so ala Lara Croft.

    Antworten
    • Hallo Lara! Oder doch besser Verena? Freut mich sehr, dass der Artikel dir gefällt 🙂

      Respekt ist sicher immer gut und Ängste sind halt schwer zu kontrollieren… Ich komme gerade vom Strand und war in lauwarmem tropischen Wasser schwimmen. An Haie habe ich dabei nicht gedacht. Ich glaube das Rambomesser ist hier in Brasilien an Land eher angebracht als im Wasser 😉

      Antworten
  10. Hi Julian, dir und allen empfehlen würde ich den Film „Shark-water“, gutes fundiertes Wissen und atemberaubende Bilder.

    Das mit dem „verwechseln“ kann ich mir auch nicht vorstellen.

    Mein Wissensstand ist:
    1. Wir zählen nicht zu den natürlichen Beutetieren von Haien, wenn sie uns angreifen dann nur um zu „probieren“ ob wir potenziell eins werden können. Natürlich kann der „Probebiss“ im schlimmsten Fall tödlich enden.

    2. „schau ihm in die Augen kleines“ stimmt umso mehr, wenn man bedenkt, dass Haie fast nur aus dem Hinterhalt angreifen und offensichtliche Angriffe vermeiden. Wenn sie also merken, dass wir sie sehen, greifen sie weniger an (deshalb greifen sie auch meist von unten oder hinten an). Das ist auch der Grund wieso einige Taucher wenn sie in Haigebieten tauchen 2 Billen anhaben, eine vorne rum und eine hinten rum, um Angriffe von hinten zu vermeiden.

    Liebe Grüsse und schöne Erlebnisse im Wasser! 😀

    Karin

    Antworten
    • Hey Karin, vielen Dank für deine Filmempfehlung und die Ergänzungen zur Angriffstaktik von Haien.
      Ich finde das Thema faszinierend und es gibt immer wieder neue Aspekte, die ich so noch nicht kannte. Dein zweiter Punkt nimmt uns Surfern natürlich die Hoffnung, einen Angriff vermeiden zu können, denn ein Angriff aus dem Hinterhalt wird wohl niemand vorausahnen können.
      LG aus Salvador!

      Antworten
      • Hi Julian!

        Stimmt allerdings!
        Hab noch was neues rausgekriegt seit meinem Kommentar, vielleicht interessant für Surfer?

        Sea Change hat ein Gerät entwickelt, welches man am Fussgelenk trägt (ca. 6x6cm) und welches ein elektronisches Signal ausstrahlt, welches Haie zuverlässig verscheucht. Das Teil nennt sich Sharkpod und wurde schon erfolgreich getestet und ist für ca. 400 Euro auf dem Markt, meines Wissens.

        Vielleicht eine Revolution im Surferbereich? Das wär toll! 😀

        Lieber Gruss
        Karin
        von stadtlandmeer.ch

        Antworten
        • Dank dir für die Ergänzung! Dem Thema elektrische Hai-Schutzschilde widme ich ja auch einen Absatz, hast du das gelesen? Meinen Recherchen zufolge ist diese Form der Haiabwehr mit Vorsicht zu genießen, aber wenn´s tatsächlich funktioniert wäre es natürlich top!

          400 Euronen sind aber auch eine ganz schöne Stange Geld. Da würde ich mir wohl eher ein neues Board von kaufen 😉

          Antworten
          • Haha, das stimmt allerdings!

            Und wenn man bedenkt, dass man, statistisch gesehen, eher von einem Blitz getroffen wird, als von einem Hai angegriffen… Na dann Mahlzeit!

            😀

  11. Hi Julian,

    sehr gut zusammengefasster Artikel! Ich hab da in letzter Zeit auch einiges dazu gelesen… vor allem vor meiner Surf-Weltreise wollte ich gewappnet sein!

    Das Surftripüberlebenshandbuch habe ich natürlich auch und ich musste so über deinen Kommentar mit der „senkrechten“ Position im Wasser lachen. Genau das gleiche habe ich auch gedacht als ich es damals gelesen hab: „Klaaaaaaaaaar, ich stelle mich INS Wasser, wenn ein Hai kommt! Kein Problem!“.

    Ist mit Sicherheit bestimmt auch besser als hektisch werden, aber SOVIEL EIER habe auch ich nicht. Aber: anscheinend ruft der Mensch in lebensbedrohlichen Situationen jegliches Wissen ab, um sich zu helfen und handelt intuitiv. Vielleicht haben wir in so einem Fall auf einmal doch die Eier! 😀

    Lg, Pana

    Antworten
    • Hey Pana, danke für deine zustimmenden Worte! Auf deiner Reiseroute ist es wohl auch besser gewappnet zu sein 😉 Vielleicht hast du recht damit, dass uns in einer Nahtoterfahrung plötzlich megagroße Eier wachsen, aber herausfinden möchte ich es nicht unbedingt…

      Antworten

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