Es gibt Orte auf dieser Welt, die ihre Strahlkraft nur an einigen wenigen Wochen im Jahr voll und ganz entfalten. Tarifa ist so ein Ort!
Während hier im Sommer der große Touristenmop einfällt und die Preise in die Höhe treibt, zeigt sich das kleine Strandörtchen in der Vor- und Nachsaison von seiner besten Seite.
Gleichzeitig entwickelt sich der in der Nebensaison sehr günstige Strandort immer mehr zu einem Hotspot für Freiberufler und Webworker aus ganz Europa, die sich nach getaner Arbeit fröhlich jauchzend in die Wellen stürzen.
Vom Meeting ins Lineup
Wenn Wind und Welle passen, sind es vom Meeting bis ins Lineup nur ein paar hundert Meter. Denn bei leichten Ostwinden und den im Winterhalbjahr typischen West bis Südwest-Swells findest du in Tarifa direkt am Stadtstrand gute Surfbedingungen. Auch wenn der Ostwind etwas stärker bläst, bricht hier eine schnelle hole Welle, die sich durchaus sehen lassen kann.
Perfektes Arbeitsklima
Was Tarifa für surfende Freiberufler aber besonders reizvoll macht, ist die einzigartige Lage am südlichsten Zipfel Europas. In Tarifa beginnt der Arbeitstag anders als im heimischen Büro: Mit einem Kaffee in der Hand schaust du über den tiefblauen Ozean zu den majestätischen Ausläufern des marokkanischen Atlasgebirges, deren schroffe Berghänge trotz der großen Distanz zum Greifen nah erscheinen.
La Cocotera: Coworking-Boom in Spanien
Denn gleich hinter den USA und Deutschland hat Spanien die höchste Dichte an Coworking Spaces weltweit. Der regelrechte Boom im Bereich Coworking, der bereits vor einigen Jahren durch die spanische Wirtschaftskrise ausgelöst wurde, hat auch an den Toren von Tarifas Altstadt nicht halt gemacht.
Auch ich habe mein mobiles Office für ein paar Tage bei La Cocotera aufgeschlagen, als ich Ende April mit meinem Surfboard durch Andalusien reiste. So ergab sich die perfekte Gelegenheit, um mich bei der reizenden Gründerin Marina über ihre Pionierarbeit in Sachen Coworking zu erkundigen.
Da lag der Entschluss nahe, mit La Cocotera das erste europäische Coworking-Hostel ins Leben zu rufen, das auf die besonderen Bedürfnisse der nomadischen Webworker eingeht. Nach der ersten etwas holprigen Anfangsphase läuft das Projekt inzwischen immer besser und Marina sieht die ersten Früchte ihrer Arbeit.
Oft ist es so, dass sich die internationalen Gäste in ihren unterschiedlichsten Fähigkeiten gegenseitig ergänzen und Marina ist es wichtig, sie beim Networking so gut wie möglich zu unterstützen. Als Starthilfe für diese Bemühungen dient beispielsweise das Event „sexy salad“, bei dem jeder Teilnehmer eine Zutat mitbringt, die in einen bunten Gemeinschaftssalat passt. Beim gemeinsamen Schnippeln fällt es den Gästen nämlich viel leichter, ins Gespräch zu kommen und sich über die jeweiligen Projekte auszutauschen.
Weil es für La Cocotera noch keine eigene Website gibt, werden Buchungen bislang noch über Booking.com entgegen genommen. Alternativ kannst du dich aber auch telefonisch bei Marina nach freien Zimmern erkundigen (Tel.: 0034-615173413).
In der nach meiner Ansicht besten Reisezeit – die schöne Nebensaison – zahlst du 30 € für ein eigenes Zimmer und 15 € für einen Schlafplatz im Dorm. Die Nutzung vom Coworking Space ist inklusive. Die Internetgeschwindigkeit im Haus ist je nach Standort sehr unterschiedlich und reicht von 3 Mbps in den Schlafräumen bis 20 Mbps im Coworking Space.
Digitalen Nomaden aus Deutschland erobern Tarifa
In Deutschland gibt es sie zu Hauf: Freiberufler und digitale Nomaden, die einfach nicht mehr alleine zu Hause arbeiten wollen. Bereits im Jahr 2013 arbeiteten in Deutschland rund 11000 Selbständige regelmäßig in Coworking-Spaces.
Und wenn hierzulande nicht gerade Sommer ist, verschlägt es die meisten von ihnen immer wieder für unbestimmte Zeit in die warmen Sonnenregionen, um von dort aus an ihren Projekten zu arbeiten. Und so war es nur eine Frage der Zeit, dass auch die deutsche Digi Nomad Community den Hotspot Tarifa für sich entdeckte.
Denn als full-time Digi Nomad, Globetrotter und begeisterter Kitesurfer, ist Tarifa der ideale Standort für seine sportlichen und beruflichen Aktivitäten.
Nachdem sich Johannes in den letzten Jahren immer mal wieder für mehrere Monate in Tarifa einquartierte, kam ihm schließlich die Idee, die vielen Vorzüge dieser vielseitigen Strandlokation auch anderen Webworkern zugänglich zu machen. Also fing er an, die sogenannten Tarifa Workation Camps anzubieten.
DNX CAMP Tarifa
Doch damit nicht genug. Auch die Veranstalter der größten Konferenz für digitale Nomaden (DNX) springen gerade auf den Zug auf und laden vom 27. Mai bis 10. Juni 2015 zum ersten DNX Camp in Tarifa.
Sunny Office
Wenn dir diese Form des Coworking immer noch zu eigenbrötlerisch erscheint und du lieber in kleiner Runde (7-12 Teilnehmer) einen intensiven Austausch mit anderen internationalen Gründern suchst, kann ich dir das Sunny Office empfehlen.
Tarifa: Tapas, Cañas & Konsorten
Wenn du an einer der Workation Events teilnehmen möchtest, dich in Tarifa aber noch nicht richtig auskennst, habe ich nun noch ein paar Tipps für dich:
Grundsätzlich ist es sehr einfach, dich in den hübschen Gassen der Altstadt treiben zu lassen und hier und da auf eine Caña (gezapftes Bier) oder eine Runde Tapas einzukehren. Denn in Tarifa gibt es weit über hundert Bars und Restaurants. Dennoch gibt es ein paar Adressen, die besonders erwähnenswert sind.
Fiesta in Tarifa: Als gäb´s keinen Morgen
In Tarifa fängt alles etwas später an. Vor 21 Uhr geht hier kaum jemand essen, ab 23 Uhr erwachen die Bars zu neuem Leben und erst gegen 1-2 Uhr füllen sich so langsam die Tanzflächen.
Fliegen zu Taxipreisen
Ein weiterer großer Pluspunkt einer Workation in Tarifa, sind die günstigen Flugverbindungen. Mit Malaga, Sevilla, Jerez de la Frontera und Gibraltar gibt es gleich fünf internationale Flughäfen in der näheren Umgebung. Wenn du dir ein bisschen Zeit nimmst, die Preise zu vergleichen, solltest du am Ende nicht mehr als 100-150 Euro für Hin- und Rückreise ausgeben müssen.
Fazit
An einer Workation in Tarifa teilzunehmen ist für Freiberufler, Unternehmer und selbständige Surfer eine nette Abwechslung vom heimischen Home-Office oder Coworking Space. Im Vergleich zu längeren Arbeitsaufenthalten auf Bali oder anderen Fernreisezielen, kann eine Workation in Tarifa ein guter Einstieg für all diejenigen sein, die mit dem digitalen Nomadentum liebäugeln, Kontakte zu anderen Webworkern knüpfen und nebenher eine gute Zeit in den Wellen verbringen wollen – digitales Nomadentum light sozusagen.
Wenn du nun Lust auf einen eigenen Arbeits- und Surftrip bekommen hast, kannst du dich auch in dieser Facebook Gruppe mit all den anderen Digi Nomads in Tarifa vernetzen.
Und was dir das Wellenreiten über deinen Job und deine Berufung verrät, kannst du hier nachlesen.
Wäre ich Single ohne Family, wäre ich wahrscheinlich dort. Aber eins stört mich. Muss wirklich bei jedem Laptop ein angebissener Apfel drauf sein? Ist Tarifa nur was für Fanboys dieser speziellen religiösen Mir-san-mir-Sekte? Oder kann man sich da auch mit einem stinknormalen Acer-Notebook mit Ubuntu drauf blicken lassen, ohne mit der Nase berümpft zu werden?
Hahaha da hast du Recht. Vielen sogenannten Digitalen Nomaden ist der Apfel tatsächlich heilig. Ich selbst arbeite seit Jahren mit Lenovo-Laptop und darf trotzdem überall mitmachen 😉
Hi Julian,
gute Zusammenfassung der verschiedenen Methoden, vor allem für einen Einsteiger wie mich 🙂
Surfen lernen steht auf jeden Fall auch noch auf meiner Bucket-List, ich stelle es mir unglaublich vor so über das Wasser zu schweben. Nach deinem Beitrag hatte ich echt Lust meinen Rucksack zu packen und nach Tarifa zu verschwinden.
Liebe Grüße,
Wibke
Hallo Wibke, danke dir für die netten Worte! Wenn der Beitrag bei dir die Lust zum Surfen weckt, habe ich wohl alles richtig gemacht 🙂 wobei es in Andalusien noch bessere Orte zum surfen lernen gibt als Tarifa. El Pamlar wäre da sicher die bessere Adresse. LG Julian