Interview mit Chris von Meerkreativität

Chris Landrock ist passionierter Longboard-Surfer, Künstler und Umweltaktivist. Mit “Meerkreativität” verbindet er diese drei großen Leidenschaften miteinander. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, andere Menschen zu motivieren, sich mit dem Schutz der Meere auseinanderzusetzen und die eigene Rolle im Umweltschutz zu erkennen.

Wie er das anstellt, wie seine Kunstwerke entstehen und was ihn dabei antreibt, erfährst du in diesem Interview.

Chris Landrock von Meerkreativität

Hey Chris, bitte erzähle uns ein bisschen darüber, wo du aufgewachsen bist und wie sich deine Liebe zum Meer entwickelt hat.

Ich bin in Bremen geboren und in Flensburg aufgewachsen. Da war ich natürlich oft an der Nord- und Ostsee und habe irgendwann zunächst das Windsurfen und anschließend das Surfen für mich entdeckt.

Auf der Suche nach surfbaren Wellen bin ich an so manchen Wochenenden nach Dänemark gefahren und mit 18 Jahren gab’s den ersten großen Surftrip nach Marokko. Meine Liebe zum Meer ist also von klein auf mit mir mitgewachsen.

Wie viel Zeit verbringst du so am Meer und wie und wo bist du am liebsten unterwegs?

Jedes Jahr verbringe ich zwischen fünf und neun Monaten am Meer, am liebsten natürlich da, wo es schöne Wellen gibt und das Wetter gut ist.

Da ich in der Sommersaison als Campleiter und Surflehrer arbeite, verbringe ich viel Zeit in Andalusien, Frankreich und Galicien. Außerdem zieht es mich so gut wie jedes Jahr auf die Kanaren. Und ich liebe Marokko.

Chris Landrock Longboard surfing
Chris Landrock beim Longboard Surf

Eine schöne Idee fände ich auch mit einem Segelboot auf den Kanaren zu starten, anschließend über den Atlantik zu setzen und Mittelamerika vom Boot aus zu erkunden.

Nach Australien könnte ich wohl ebenfalls noch mal reisen… es gibt einfach zu viele tolle Surforte auf dieser Welt.

Wie kam es zu deiner Idee Meerkreativität?

Früher habe ich schon immer Muscheln und Treibholz am Meer gesammelt. Leider habe ich dabei immer mehr und mehr Müll gefunden. Irgendwann ist dann das erste „Trashface“ aus bunten Plastikteilen entstanden. Die Resonanz war von Anfang an super und so kamen mit jedem surffreien Tag neue Plastik-Gesichter dazu.

Trashface Meerkreativitaet
Trashfaces von Meerkreativität

Material zum Basteln war ja sehr viel vorhanden. Die Trashfaces habe ich auch unterwegs zusammengebaut und während meiner Surftrips durch Europa am Strand oder der Promenade stehenlassen. Vielleicht sind sie mancherorts bis heute noch da.

Bitte erzähl uns ein bisschen was über Meerkreativität, was genau machst du? Wie hast du angefangen und wie hat sich das alles entwickelt?

Angefangen hat wie gesagt alles mit den Trashfaces. Etwas später sind dann meine großen Bilder dazugekommen, bei denen ich Treibholz und Plastikmüll meistens auf alten Bootsplanken zu unterschiedlichsten Motiven arrangiert habe.

Kunstwerk von Chris Landrock _Meerkreativitaet
Collage aus Plasikmüll von Chris Landrock

Vielleicht lässt sich meine Kunst am besten zusammenfassen, wenn ich sage, dass ich auf skurrile Art und Weise auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen möchte.

Neben der Kunst halte ich Vorträge und gebe Workshops in Kindergärten, Schulen sowie auf vielen anderen Veranstaltungen.

Da erzähle ich über meinen Bezug zum Meer als Surfer und gebe einen Einblick in den aktuellen Stand der Problematik des Plastikmülls in den Weltmeeren, berichte von innovativen Projektideen und Möglichkeiten das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Frei von Dogma möchte ich ein Bewusstsein und Verantwortungsgefühl vermitteln, welches zum Handeln einlädt und zum Mitmachen aufruft.

So erfahren die Menschen wie der Müll auf den unterschiedlichsten Wegen in die Ozeane gelangt und was wir dagegen unternehmen können. Bei manchen Workshops können die TeilnehmerInnen am Ende dann auch selber künstlerisch tätig werden.

Auch in Surfcamps halte ich jede Woche einen Workshop und organisiere Beach-Clean-Ups.

Sammelst du alles auf, was du am Strand findest oder wie sieht so ein kreativer Strandspaziergang bei dir aus?

Wenn ich alles aufsammeln würde, was ich am Strand finde, käme ich am Ende vermutlich nicht mehr nach Hause. Ich kann ja auch nur einen Bruchteil von dem für meine Kunst gebrauchen, was angeschwemmt wird.

Chris von Meerkreativitaet bei der Arbeit
Chris von Meerkreativitaet beim Sammeln am Strand

Verwenden tue ich meistens Kleinteile wie zum Beispiel alte Feuerzeuge und undefinierte Plastikteile in allen möglichen Farben, mitunter sind aber auch sehr spezielle Gegenstände dabei.

Manchmal sehe ich Gegenstände am Strand liegen und habe sofort ein Kunstwerk dazu im Kopf, das muss dann selbstverständlich auch mit. Und dann nehme ich manchmal einfach alles mit, was ich tragen kann und stecke mir dabei besondere Kleinteile in die Tasche.

Was willst du mit deiner Kunst vermitteln?

Ich will mit meiner Kunst vor allem die Schönheit der Natur sichtbar und gleichzeitig auf deren zunehmende Verschmutzung aufmerksam machen.

Und ich möchte gerne ein Bewusstsein für die eigenen Handlungsspielräume schaffen. Manche Veränderungen sind so einfach umzusetzen, wenn wir uns wenigstens einmal die Mühe machen, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen!

Besonders in den Ausstellungen und bei Vorträgen sehe ich immer wieder diesen Aha-Moment, wenn Menschen Alltags-Gegenstände aus ihrem eigenen Leben in meinen Kunstwerken entdecken. Dann wird überlegt, warum sich diese oder jene Verpackung plötzlich am Strand wiederfindet und im besten Fall, wie so etwas in Zukunft verhindert werden kann.

Wer oder was inspiriert dich dabei?

Das ist ganz unterschiedlich, vor allem aber das Surfen denke ich. Außerdem die Meereslebewesen, aber auch viele private Einflüsse wie zum Beispiel meine Eltern oder Freunde.

Kunstwerk von Chris Landrock Meerkreativität
Auf skurrile Art und Weise auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen

Aber natürlich auch Fakten. Das Meer als Lebensraum und all seine Bewohner und am Ende auch wir sind wirklich akut bedroht. Wir Menschen zerstören das alles.

Auch Bücher sind mir Inspiration (Anmerkung der Redaktion: Chris besitzt die größte Bibliothek an Surf-Büchern, die ich je gesehen habe) und ab und zu gucke ich mir gerne die Kreationen anderer KünstlerInnen aus ähnlicher Richtung an, ohne jetzt aber konkrete Namen sagen zu können.

Wie können wir in deinen Augen als SurferInnen einen Beitrag zu sauberen Meeren leisten?

Ich denke, dass jeder Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten viel verändern kann. Im Kleinen geht das vor allem durch bewussten Konsum, also die Entscheidung gegen oder für ökologisch nachhaltige Produkte und damit die Entscheidung für die Natur.

Auf globaler Ebene kann natürlich mehr Einfluss genommen und andere Hebel in Bewegung gesetzt werden.

Aber ich denke das wichtigste ist, sich mit dem ganzen Thema überhaupt mal auseinanderzusetzen und einfach anzufangen. Und wenn man einmal anfängt, macht man immer mehr.

Das ist doch auch das Schöne an vielen von uns SurferInnen: wir verbringen viel Zeit im Meer und sind dadurch der Natur unglaublich nah. Das prägt das Umweltbewusstsein und den Drang, den blauen Planeten zu erhalten.

Was willst du mit Meerkreativität in der Zukunft erreichen?

Saubere Ozeane und glückliche Meeresbewohner, das ist ein schöner Zukunftsgedanke.

Konkret steht bei mir gerade die Fertigstellung diverser Bilder an und ansonsten freue ich mich jetzt erstmal auf einen Sommer mit vielen Vorträgen und Workshops auf Festivals, sowie die ein oder andere Ausstellung.

Willst du noch irgendetwas an alle da draußen loswerden?

No clean sea – no you and me!

No clean sea - no you and me!
No clean sea – no you and me!

Der Ozean ist die große, blaue Lunge unserer Erde und gibt uns unglaublich viel Sauerstoff. Also lasst uns versuchen, wo immer es möglich ist auf Plastik zu verzichten, bewusst zu konsumieren und darauf zu achten, wo der Fisch auf unseren Tellern herkommt. Oder die Meeresbewohner bestenfalls einfach im Meer zu lassen.

Und wo können wir deine Kunst zu sehen bekommen?

Momentan habe ich unter anderem Ausstellungen in der Rindermarkthalle in Hamburg, im Unverpacktladen “Stückgut“ und im Tattoostudio “Hafenfarben” auf dem Fischmarkt.

Online auf meiner Website www.meerkreativitaet.de oder auf Facebook und wer in Bremen ist, kann mich gerne kontaktieren und in meinem Atelier vorbeischauen. Und vor Instagram kann ich mich glaub ich langsam auch nicht mehr drücken;)

Vielen Dank dir für das Interview!

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