SURFEN IN BRASILIEN: ZWISCHEN KOKOSPALMEN, HIPPIES & DELPHINEN

Dir gefällt die Surfmusik im Clip?

Dann lass einfach laufen und hol dir ein kaltes Bier oder noch besser: Mix dir einen Caipi.

Ich warte den Moment.

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Falls du auch gerade Fernweh hast, dann geht´s dir wohl wie mir vor ein Paar Wochen.

Denn jetzt wo die Tage rasend schnell kürzer werden und die letzte Surfsession des Sommers schon eine gefühlte Ewigkeit zurückliegt, musste ich einfach unbedingt wieder los.

Die Sehnsucht nach dem salzigen Geruch des Meeres und dem beständigen Rauschen der Brandung war einfach so groß geworden, dass ich ihr schließlich nachgab.

Als Surfdestination habe ich mir wieder mal ein exotisches Reiseziel ausgesucht:

Der ehemalige Hippieort Praia da Pipa im tropischen Nordosten von Brasilien.

Und so sieht´s hier aus:

Praia do Madeiro_6Nach einem nervenaufreibenden Langstreckenflug, gefolgt von holprigen Busfahrten über löchrige Landstraßen von Recife in Richtung Natal kann ich nun sagen:

ENDLICH WIEDER MEER, ENDLICH WIEDER SURFEN

Und wie!

Es klingt fast zu schön um wahr zu sein: Ich surfe in lauwarmen Wellen umgeben von Delphinen, die direkt neben meinem Surfboard ihrer Beute hinterherjagen – einfach unglaublich!

Was ich in den letzten Tagen in Brasilien erlebt habe, zählt definitiv zu den Top 10 meiner bisherigen Surferlebnisse.Praia do Madeiro_3

STRANDLEBEN AT IT`S BEST

Wenn auch du eine Vorliebe für exotische Surfdestinationen hast und die Gesellschaft von drolligen Meeressäugern schätzt, kannst du beides in Pipa voll und ganz auskosten.

Hier surfst du in Boardshorts unter Kokospalmen und triffst auf ein Volk, das seine Strände liebt wie kein anderes. Brasilianer zelebrieren das Strandleben nach allen Regeln der Kunst und es macht großen Spaß ein Teil davon zu sein.Strandleben_4Akrobatischer Strandfußball, die unanständigsten Surf Bikinis der Welt und eine hemmungslose Surfkultur die weltweit ihres Gleichen sucht. In Pipa werden all diese Brasilien-Klischees bis ins letzte Detail bedient.

BALSAM FÜR DIE AUGEN

Die Küstenlandschaft in der Region Pipa ist nicht nur dank der beeindruckenden Steilküsten faszinierend. An der tiefgrünen Vegetation vor strahlend weißen Strandbuchten kann man sich nur schwer sattsehen.Strandleben_1Bei Sonnenuntergang wirken die Farben sogar noch intensiver und alles verwandelt sich in eine fast schon kitschige Traumlandschaft. Das Surren der Zikaden und der exotische Abendgesang der Vögel geben mir den Rest. Dieser Ort macht einfach glücklich!Pipa_Sunset_2

ABTANZEN

Hinzu kommen eine gute Portion authentischer Musikkultur und ausgelassene Tanznächte für alle Altersklassen.Partyleben_1Jeden Sonntagabend ab 22 Uhr gibt es im Zentrum des Ortes unter freiem Himmel ein kostenloses Livekonzert mit dem für die Region so typischen Paartanz Forró. In Hawaiianers und Bordshorts balancieren die einheimischen Tänzer ihre Strandperlen mit schwebender Leichtigkeit über den Dancefloor – ein Bild für die Götter.

Und als ob das alles nicht schon wundervoll genug wäre, warten auf dich in Pipa auch noch eine Reihe einzigartiger Surfspots.Praia do Madeiro_9Denn sorry, ich gerate viel zu sehr ins Schwärmen wenn es um Brasilien als Reiseland geht, aber mir ist schon klar, dass an dieser Stelle ein paar Sätze übers Surfen durchaus angebracht sind.

Also los.

ABSURFEN

Neben all dem hübschen Beiwerk bietet Pipa drei sehr unterschiedliche Surfbuchten. Allesamt sind gesäumt von einer eindrucksvollen Steilküste, die manch einen Katwassersurfer wohl schnell an die Kreidefelsen der Ostseeinsel Rügen erinnern lässt.

Praia do Madeiro

Praia do Madeiro ist wie ich finde der spektakulärste Surfspot von Pipa. Denn während du auf deinem Board sitzt und deine Beine im lauwarmen Wasser baumeln, tauchen um dich herum immer wieder Delphine auf und an manchen Tagen sogar Meeresschildkröten.

Wenn du also solch einzigartige Begegnungen mit drolligen Meeresbewohnern machen möchtest, die sich mit dir in den Wellen vergnügen, solltest du unbedingt eine Surfsession am Praia do Madeiro einplanen.Praia do Madeiro_5Zudem ist diese wunderschöne Strandbucht wegen der sanften Wellen besonders gut geeignet für Surfanfänger. Um die Landzunge bricht bei etwas höherem Swell eine lange Rechte, die wie gemalt ist für Longboarder.

Gerade in den brasilianischen Sommermonaten wenn die meisten Spots des Landes flat sind, fängt der Praia do Madeiro wegen seiner nordöstlichen Ausrichtung mit etwas Glück einen soliden Groundswell vom Nordatlantik ab. Dann biegen um die Landzunge ausgesprochen stattliche Lines und vor allem Longboarder bekommen richtig was geboten.

Etwas weiter in Richtung der offenen Bucht brechen bei Ebbe etwas steilere Wellen, die auch ein Paar gute Turns mit dem Shortboard zulassen.Aber vor allem landschaftlich ist dieser Spot ein Hit: Das tropische Küstenpanorama wird eingerahmt vom atlantischen Regenwald der Steilhänge und wenn du nicht gerade tiefdepressiv bist, wird deine erste Surfsession hier zu einem wahren Ausdruckstanz der Glückshormone.

Der Spot liegt etwa zwei Kilometer außerhalb von Pipa und es macht Sinn, von der Bäckerei aus für 2 Reais einen Minibus zu nehmen. Alternativ kannst du bei Ebbe auch vom Stadtstrand aus immer am Strand entlang in Richtung Norden laufen. Dabei durchquerst du die Delphinbucht Enseada dos Golfinhos, wo sich fast ständig Delphine tummeln. Hinter der Landzunge gelangst du nach etwa 20 Minuten Fußmarsch zum Praia do Madeiro.Direkt am Strand kannst du dir für 50 Reais am Tag bzw. 20 Reais pro Stunde ein Short- oder Longboard mieten, wobei du die günstigeren und besseren Boards in Pipa im Surfshop Trieb Club Multisports bekommst.

Bei der Surfschule Ecosurf direkt am Praia de Madeiro kostet eine Stunde Surfunterricht 50 Reais, inklusive Boardmiete fürs eigenständige Surfen danach.EcosurfEine detaillierte Spotbeschreibung und genaue Lage für Praia do Madeiro findest du auch bei Wannasurf.

Stadtstrand- Praia do Centro

Dieser vor dem Ortskern gelegene Reefbreak wird von den Lokals Abacatero genannt und produziert die besten Wellen der Surfregion Pipa, ist aber wegen des steinigen Untergrunds nur für erfahrene Surfer geeignet. Bei druckvollem Swell aus Südöstlicher Richtung schält sich hier einen lange Rechte aus dem ganzjährig tropisch warmen Südatlantik.Praia do Centro_1Bei auf- und ablaufender mittlerer Tide macht der Spot richtig Laune und das Waten durchs etwa hüfttiefe Wasser zum 200 Meter vorgelagerten Riff lohnt sich vor allem an windigen Tagen, wenn der Beachbreak vom Praia do Amor zerblasen ist. Am Riff weht der typische Südoster hingegen leicht ablandig und lässt die Welle sogar noch etwas steiler werden.Praia do Centro_3Der Einstieg erfolgt auf mittlerer Höhe des Riffs direkt über den Hauptstrand. Die letzten Meter übers Riff sind steinig und du solltest sie lieber paddelnd zurücklegen. Nach der Session ist es einfacher, mit der Strömung bis zur Hafeneinfahrt zu paddeln, die mit einem weißen Pfahl gekennzeichnet ist.Praia do Centro_4Der Spot ist bei normalen Bedingungen ziemlich leer. Die etwa 5 bis 10 Lokals haben in der Regel gute Laune und es nicht leicht, mit ihnen in Streit zu geraten. Wenn du dir beim Absurfen der Wellen ein bisschen Mühe gibst, erntest du sogar gelegentlich einen hochgereckten Daumen gepaart mit einem freundlichen Lächeln – eine Besonderheit von Pipa, denn an vielen Brasilianischen Spots herrscht dieselbe Idiotie wie in vielen anderen Teilen der Welt.

In der Zeit von Dezember bis Februar wenn der Nordatlantik seine Wintergrüße bis in den Nordosten Brasiliens schickt, läuft der Spot zu wahrer Hochform auf.

Dann surfst du hier an einigen Tagen sogar lange, mannshohe Röhren. Allerdings ist das Lineup an solchen Sahnetagen auch deutlich gefüllter und nicht unbedingt empfehlenswert für Otto-Normalsurfer.

Praia do Amor

Der Liebesstrand hat die kraftvollste Brandung von Pipa und so kommt es nicht von ungefähr, dass der südliche Strandabschnitt den Namen Paria dos Afogados trägt, was auf Deutsch Strand der Ertrunkenen bedeutet. Wenn du als Anfänger ohne Surflehrer unterwegs bist, ist dieser Spot daher an den meisten Tagen für dich ungeeignet.Praia do Amor_1Für erfahrene Surfer bietet der Beachbreak zahlreiche Peaks mit kurzen Powerwellen. Außer an Regentagen oder in den frühen Morgenstunden sorgt der auflandige Passatwind für unsaubere Bedingungen. Weil Praia do Amor aber bei Flut fast immer surfbare Wellen produziert, ist es der beliebteste Spot von Pipa und du darfst dich im Line Up auf jede Menge Gesellschaft einstellen.Praia do Amor_2

BOARDVERLEIH

An allen drei Surfbuchten gibt es Material zum Verleih direkt am Strand. Allerdings zahlst du hier etwas mehr als beim Surf Shop Trieb Club Multisports im Ortszentrum. Um zum Shop zu gelangen, läufts du von der Policia Militar aus noch ein Stück entlang der Hauptstraße in Richtung Praia do Amor.Surf-shop_1_schriftFür 25-35 Reais am Tag kannst du hier brauchbare Long- und Shortboards ausleihen, die allesamt gut im Schuss sind. Der Besitzer ist ein netter Kerl, kennt sich gut aus und gibt dir gerne Auskunft über weiter Surfppots in der Umgebung.

UNTERKÜNFTE

An Wochenenden und in der Hauptsaison von Dezember bis Ende Februar solltest du dir besser vorab eine Unterkunft reservieren. In der restlichen Zeit des Jahres kannst du dir auch erst vor Ort etwas suchen, denn Pipa bietet jede Menge stilvolle Hostels und Pousadas.SugarCane Hostel-schriftEin gutes Preis-Leistungsverhältnis für Gruppen- und Einzelschlafräume bieten die beiden Hostels SugarCane Hostel und Media Veronica Hostel.

Wenn du schnell in Kontakt mit anderen Surfern kommen möchtest ist das Surfcamp Pipa eine gute Wahl. Surfcamp Pipa_schriftDu möchtest es etwas gediegener haben? Dann kann ich dir die Pousada Mirage Pipa im Ortszentrum empfehlen. Hier kannst du vom Frühstückstisch aus den Blick auf den Surfspot genießen. Weitere Pluspunkte sind schnelles WLAN, ein super Swimmingpool und liebevolles Ambiente.Pousada Mirage-schrift

AUSFLÜGE & TAGESTOUREN

Sollten dir die drei Surfpots von Pipa irgendwann nicht mehr ausreichen, kannst du im Hostel Surf Camp Pipa auch einen Tagestrip zur Baía Formosa buchen – einem der besten Reef Breaks im Norden von Brasilien. Ein Tagestrip dorthin kostet etwa 100 Reais pro Person. Vor Ort kannst du dich für ein Paar Nächte in der wunderschönen Pousada La Bonita einmieten.

An den kleinen Agenturen entlang der Haupstraße von Pipa werden auch unzählige Touren angeboten, die nix mit Surfen zu tun haben: Ein Bootstrip mit Katamaran oder Motorboot in die Delphinbucht für 30 Reais pro Person oder eine Buggy-Tour entlang der endlosen Strände. Alle Infos zu den diversen Tagestrips findest du hier.

Mein Tipp: Besuche unbedingt abends zum Sonnenuntergang die Mirante Sunset Bar. Denn hier erwartet dich der atemberaubender Blick über den Ort und die angrenzenden Surfbuchten, den du am Ende des Videos siehst. Mit einem Caipirinha in der Hnd und einem brasilianischen Klangteppich aus den Lautsprechern, die in den Bäumen aufgehängt sind, lässt sich der Tag mit wunderbarer Leichtigkeit ausklingen.

Wenn du vorhast, von Pipa aus noch ein bisschen länger durch Brasilien zu reisen, solltest du dabei geplant vorgehen. Denn ohne Portugiesischkenntnisse kann das Backpacken in Brasilien schnell zu einem Frusterlebnis werden. Wenn du dir nicht mühsam alle Informationen im Internet zusammensuchen möchtest, wirst du in der gerade neu aufgelegten Brasilienausgabe des Lonely Planet fündig.

GAUMENFREUDEN, ACAI, CAPETA & CO

Auch kulinarisch macht Pipa mächtig Spaß. Um nach einer ausgedehnten Surfsession deine Energiereserven wieder aufzufüllen, empfehle ich dir unbedingt mindestens einmal täglich einen Açaí na tigela. Diese pflanzliche Energiebombe aus den Palmenfrüchten des Amazonas ist für jeden Surfer in Brasilien ein Muss.Acai na Tigela-schriftMein Tipp: In der Bäckerei Casa da Farina Panificadora neben der Polizeistation bekommst du für 8 Reais den besten Açaí der Stadt und viele frischgepresste Säfte aus tropischen Früchten. Außerdem herrscht hier eine angenehme Arbeitsatmosphäre und das kostenlose WLAN funktioniert zuverlässig.

Als leckerer und günstiger Strand-Snack für Zwischendurch kann ich dir den für Brasilien typischen Grill-Käse Queijo coalho empfehlen.Essen und trinken_2_schrift

Abendessen am Buffet so viel du schaffst für 12 Reais geht am besten an der Hauptstraße etwa 50 Meter vom kleinen Marktplatz in südlicher Richtung.

Ein etwas edleres aber auch kostspieligeres Abendessen direkt über der Brandung des Stadtstrandes findest du in dem sehr kreativ dekorierten Restaurant Caxangá.

Wenn du nach dem Abendessen noch durch die Bars ziehen möchtest, empfehle ich dir als Kickstarter den regionalen Cocktail Capeta. Dieser Teufelstrunk für 9 Reas sorgt wegen des hohen Gehalts an Guaraná und anderen Fröhlichmachern für die nötige Energie und macht jeden müden Surfer im Handumdrehen wieder munter. Am nächsten Morgen solltest du dich aber auf einen stattlichen Kater einstellen. Alternativ zum Capeter bekommst du natürlich an jeder Straßenecke einen göttlichen Caipirinha oder Caipiroska für 8 Reais.

MOBILES INTERNET IN BRASILIEN

Fast jede Unterkunft, ob Pousada oder Hostel hat kostenloses Wifi mit durchaus brauchbaren Downloadgeschwindigkeiten von 1 bis 4 Mbps. Zu den Hauptseiten in den frühen Abendstunden leidet die Internetverbindung unter der Last der vom Strand heimkehrenden Backpacker.

Wenn du dich davon unabhängig machen möchtest, gibt es eine Reihe von Anbietern für lokale SIM-Karten. Die aktuellste und beste Übersicht an Providern für Brasilien findest du hier.

ANREISE VON DEUTSCHLAND NACH PIPA

Damit du nicht ewig unterwegs bist, solltest du es vermeiden, über Sao Paulo oder Rio de Janeiro nach Brasilien zu fliegen. Buche lieber einen Direktflug von Frankfurt nach Fortaleza. Wenn du nicht in der absoluten Hauptsaison nach Brasilien reist, solltest du für Hin- und Rückflug nicht mehr als 800 € bezahlen.

Falls du vorhast, dein eigenes Board mitzunehmen, achte unbedingt auf den richtigen Transport.

Von Fortaleza aus kannst du dann mit einer der lokalen Airlines nach Natal oder João Pessoa weiterfliegen oder du steigst in den Bus. Leider befindet sich der Flughafen in Natal seit der Fußball-WM in Brasilien weit außerhalb des Stadtzentrums. Um zum Busbahnhof zu gelangen musst du daher eine Taxifahrt für ca. 70 Reais einplanen.

Weitere Details zur Anreise inklusive Busfahrplänen und Anbindungen zu den genannten Flughäfen findest du hier.Minibus_Boardtransport_schriftVor Ort bewegst du dich am besten mit dem öffentlichen Minibus – auf Portugiesisch Van, die vor der Bäckerei im Ortskern abfahren und kein Problem damit haben, dein Surfboard zu transportieren.

Und warst du auch schon mal surfen in Praia da Pipa? Hast du noch mehr Tipps oder willst du gerne mal hin?

Dann schreib es einfach in die Kommentare!

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1 Gedanke zu „SURFEN IN BRASILIEN: ZWISCHEN KOKOSPALMEN, HIPPIES & DELPHINEN“

  1. Hey!
    Auf den Fotos sieht das ja schon absolut herrlich aus. Der Text macht mir wieder direkt Lust, nochmal dort Urlaub zu machen. Ich war letztes Jahr in Brasilien und hat so eine Rundreise mitgemacht – hab das ganze extra über authentische Reiseveranstalter gebucht, die selbst in Brasilien leben (https://www.aventuradobrasil.de/reise/brasilien-amazonas-pantanal-foz-do-iguacu-15-tage-rundreise-in-kleingruppe-naturparadiese-brasiliens/35579/) .
    Das Land hat mich so fasziniert – ich würde immer wieder zurück!

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