Vanlife: Die Kunst des freien Lebens auf 4 Rädern

Sarah Zahn im Lineup - endlisch wieder surfen!

Geschrieben von Sarah

Für manche ist es der Inbegriff von Freiheit, für andere ein trendiger Albtraum auf vier Rädern: Vanlife.

Aber was genau steckt hinter dem Wort, das inzwischen überwiegend in Verbindung mit dem Hashtag #Vanlife verwendet wird und bei dem dir vermutlich sofort Bilder von skihüttenähnlichen Ausbauten, dampfenden Kaffeetassen mit Meeresblick und glücklich verliebten Pärchen in den Kopf schießen?

Stereotyp vom Vanlife in Portugal (Quelle: secondlagoon.com)

Wir von Surfnomade sind selbst die meiste Zeit im Van unterwegs und können dir aus eigener Erfahrung berichten, was Vanlife für uns bedeutet. Hier kommt ein Artikel für dich, in dem wir von den frustrierenden Momente im Vanlife-Alltag berichten und gleichzeitig klarmachen, warum wir trotzdem niemals etwas anders machen würden.

Vanlife – was ist das eigentlich?

Übersetzt man den Begriff eins zu eins ins Deutsche, kommt “Vanleben” dabei heraus. Und das trifft bereits so ziemlich genau den Kern der Sache. Man lebt im Van. Ein festes Zuhause mit Balkon oder Garten wird durch eine Metallbox auf Rädern getauscht, die manchmal öfter den Ort wechselt, als du deine Klamotten.

Das Leben im Camper hat sich spätestens seit Corona zu einem echten Trend entwickelt (Quelle: unsplash)

Statt Miete zahlst du Sprit und dein Klo hat manchmal sogar Meerblick. Das klingt jetzt erstmal komisch in deinen Ohren? Ist es irgendwie auch. Trotzdem hat sich diese Lebensform inzwischen zu einem echten Trend entwickelt. Denn man will schließlich meistens das, was man gerade nicht hat. Im Fall von den letzten Monaten: die große Freiheit. Denn genau das verkörpert Vanlife für diejenigen, die es leben und ist somit Grund genug, gekonnt die Schattenseiten zu übersehen.

Tipp: Das Leben im Camper ist inzwischen so beliebt, dass diesem Modell sogar eine eigene ZDF-Doku gewidmet wurde.

Fünf Dinge, die ich am Vanlife liebe

Freiheit
Naturverbundenheit
Gleichgesinnte
Einfachheit
Nachhaltigkeit

Was ist diese große Freiheit, von der alle reden?

Für mich persönlich ist es die Möglichkeit, mich jederzeit in meinen Van Hugo (ich berichtete) zu setzen und dorthin fahren zu können, wo es mich gerade hinzieht. Oder einfach mal an einem schönen Fleckchen Erde anzuhalten, mir einen Kaffee zu kochen und die Aussicht zu genießen.

Hugo - mein ozeanblauer Fiat Ducato L1H2
Hugo – mein ozeanblauer Fiat Ducato L1H2

Oder aber an einem schattigen Plätzchen eine ausgedehnte Siesta einzulegen, denn egal wo du bist, dein Bett ist bei dir. Oder, und deswegen liest du vermutlich meine Worte, mit meinem Van die Wellen zu checken und nach dem Surfen ganz in der Nähe wohnen zu bleiben. Zumindest solange der Surf gut ist.

Draußen Zuhause

Im Van leben bedeutet auch, die ganze Zeit draußen zu sein und sich frische Luft um die Nase wehen zu lassen. Denn wer will sich schon konstant auf engstem Raum bewegen? Außerdem gibt es vor der Autotür so unglaublich viel zu entdecken!

Wenn dein Leben ebenfalls hauptsächlich aufs Surfen ausgelegt ist, werden sich deine Erkundungstouren erfahrungsgemäß vermutlich eher auf sandige Gefilde erstrecken. Da können Lay-Days (also Tage, an denen du aufgrund der Wellenbedingungen nicht surfen gehen kannst) eine tolle Abwechslung darstellen.

Die Natur ist unglaublich vielfältig und nach dem Meer mit seinen konstanten Bewegungen und Geräuschen, ist es zwischendurch auch mal wieder schön, auf einen stillen See oder grüne Baumwipfel blicken zu können.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Und das gilt auch für uns SurferInnen und Vanlife-Leute. Oder wie siehst du das? Nirgendwo sonst lerne ich so schnell Menschen auf meiner Wellenlänge kennen, schließlich hat man nicht nur das gleiche Hobby, sondern auch einen ähnlichen Lebensstil. Und denselben Parkplatz. Da liegt es nahe, nicht nur Wellen zu teilen, sondern auch Geschichten und Bier unterm Sternenhimmel.

Speziell durch den Austausch ergeben sich oftmals neue Ideen für zukünftige Reiseziele und man schnappt den ein oder anderen “Geheimtipp” auf. Und wer ist nach den letzten Monaten nicht sozial ausgehungert?

Zurück zum Wesentlichen

Ich packe meinen Van und nehme mit: alles, was ich zum Leben brauche. Und das ist erstaunlich wenig, wenn du dich einmal dazu entscheidest von den überflüssigen Dingen loszulassen.

Natürlich macht es einen Unterschied, ob du dich ausschließlich in sonnigen, warmen Regionen aufhalten wirst oder dich genauso für eiskalte Nächte auf den Lofoten wappnen solltest. So ein Wollpullover nimmt dann eben doch mehr Platz ein als ein Surf Bikini.

Aber genau darum geht es für mich beim Vanlife. Es ist eine minimalistische Lebensform, die es erfordert, sich auf das Wesentliche zu beschränken.

Nachhaltige Lebensweise

Das Wort Nachhaltigkeit mag im Zusammenhang mit Autos erstmal seltsam klingen. Vor allem, da es meistens um große Kastenwagen geht, die gerne auch mal älter sind als du selbst.

Und trotzdem ist ein Leben im Van deutlich umweltfreundlicher als das Behausen einer Wohnung. Denn Vanlife bedeutet in den meisten Fällen seltener, beziehungsweise kürzer zu duschen, weniger Elektrogeräte mit Strom versorgen zu müssen, nur einen Raum zu beleuchten, etc. Noch dazu statten inzwischen immer mehr Menschen ihre Vans mit Solaranlagen aus, sodass die Sonne dir direkte regenerative Energie frei Haus/Van liefert.

Ein weiterer Aspekt ist die Nähe zur Natur, die aus meiner Erfahrung viele andere Vanleute dazu bewogen hat, sich zunehmend mit nachhaltigen Themen auseinanderzusetzen und vermehrt auf den Verzicht von Plastik oder eine regionale Ernährungsweise zu achten.

Und schließlich führt der eigene Van auch dazu, seltener ins Flugzeug zu steigen. Denn wer im eigenen Campervan wohnt und sein mobiles Zuhause samt Surfboard Quiver immer mit zum Surfspot nehmen kann, überlegt sich sicher zweimal, ob er diese Freiheit gegen ein anonymes Hostelzimmer auf Bali oder Cost Rica tauschen will.

Fünf Dinge, die mich am Vanlife frustrieren

Vanlife als Trend
Stellplatzsuche
Schlechtes Wetter
Zu zweit auf engstem Raum
Kein Badezimmer

Vanlife als Trend

Er wurde bereits am Anfang erwähnt, der berühmt berüchtigte #vanlife, aktuell mit mehr als 10 Millionen Beiträgen auf Instagram. Was für viele Surfer und Nicht-Surfer nach wie vor eine wundervolle Art zu leben darstellt, ist für Andere inzwischen ein erfolgreiches Geschäftsmodell geworden, das sich insbesondere InfluencerInnen gekonnt zu Nutze machen.

Influencerin Hilary Bird von greenvango.com achtet auf eine nachhaltige Lebensweise (Quelle: unsplash)

Das wiederum hat in den letzten Jahren mit dazu beigetragen, dass immer mehr Fotos von makellosen Vans, verliebten Pärchen und traumhaften Stellplätzen direkt am Meer im Internet kursieren, die oftmals ein sehr idealisiertes und einseitiges Bild vom Vanlife kreieren. Denn wer will schon Fotos von zugemüllten und komplett überfüllten Parkplätzen sehen?

Und genau das ist leider zunehmend die Realität. Viele Reisende sind sich ihrem Einfluss auf die Umwelt nicht bewusst, vor Allem dann, wenn sie sich nicht länger an einem Ort aufhalten.

Auch dem Idealbild des Vanlife durch Soziale Medien bin ich persönlich am Anfang verfallen und wurde sehr schnell und unsanft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Zum Glück, denn das Leben im Van mit all seinen Facetten hat so viel mehr zu bieten, als im Bett Yoga zu machen oder in weißen Klamotten auf orientalischen Teppichen vorm Bus zu sitzen.

Die Suche vom Paradies

Wenn du schon einmal im Van unterwegs warst, kennst du sie bestimmt: die Suche nach dem perfekten Stellplatz. Sie tritt in ihrer nervigsten Form normalerweise immer dann ein, wenn du hungrig und müde bist, der Regen gegen die Scheiben prasselt und du dir mit deinem Mitbewohner oder deiner Mitbewohnerin partout nicht einig wirst, wo ihr die Nacht verbringen wollt. Irgendetwas lässt immer zu wünschen übrig.

Nicht sehr hilfreich sind dazu die Bilder in deinem Kopf vom Morgenkaffee im Bett mit Blick aufs Meer, die dir doch erst gestern wieder zahlreich bei Instagram unter die Nase gerieben wurden. Die Suche nach einem schönen Plätzchen für dein rollendes Zuhause endet auch nicht immer mit Happy End, so viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert.

Je nach Bestimmungen des jeweiligen Landes in dem du dich gerade aufhältst, ist es oftmals sogar untersagt im Freien zu übernachten, sodass du dich im Vorfeld über Campingplätze oder private Bauernwiesen informieren solltest.

Anstrengendes Wetter fürs Vanlife

Die Sonne scheint nicht jeden Tag und an einem verregneten Tag ganz entspannt im Bett liegenzubleiben und endlich das eine Buch zu lesen, während der Regen aufs Dach tröpfelt, kann besonders im Van urgemütlich sein.

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Wer sich fürs Vanlife entscheidet, muss auch mal mit schlechtem Wetter leben

Was aber, wenn die dunklen Wolken nicht weiterziehen wollen und du allmählich ein leichtes Gefühl von Platzangst verspürst, der Neoprenanzug nicht trocknen will und du zu allem Überfluss auch mal dringend aufs Klo müsstest? Auch das ist Teil vom Vanlife und wird wieder vorübergehen, selbst wenn du dir in solchen Momenten vielleicht wieder ein größeres Dach über dem Kopf herbeisehnst.

Zu zweit im Van unterwegs

Derselbe Wunsch mag dir im Kopf herumgeistern, wenn du dir den Van mit jemandem teilst. Geteiltes Leid, ist halbes Leid heißt es so schön, doch im Falle des Vanlifes verursacht teilen überhaupt erst so manches Leid.

Besonders für Paare kann diese Lebensform mitunter eine echte Beziehungsprobe darstellen. Die Privatsphäre auf engstem Raum ist praktisch nicht vorhanden und diesen Lebensstil mit Bravour zu meistern, erfordert einiges an ehrlicher Kommunikation. Im besten Fall kommen auf jeden Streit und jede Diskussion jedoch zahlreiche wunderschöne Momente, die alles wieder wettmachen.

Vanlife und der Traum vom eigenen Badezimmer

Ja, nach einer eiskalten Brause unter der Stranddusche fühlst du dich wach und erfrischt und die täglichen Surf-Sessions ersetzen auch so manche Dusche.

Aber irgendwann ist er da und wird immer größer (zumindest bei mir): der Traum vom eigenen Badezimmer. Einfach mal wieder stundenlang auf der eigenen Kloschüssel hocken, die heiße Dusche beanspruchen und die Zahnbürste gutbürgerlich im Glas stehen zu haben, in der Gewissheit, dass kein Schlagloch daran schuld ist, wenn sie runterfällt.

Aber genau wie die Regenwolken, zieht auch dieser Wunsch meistens nach einiger Zeit weiter. Und sollte dies mal nicht der Fall sein, gibt es immer noch FreundInnen mit Häusern oder Plattformen wie AirBnB, die diesen Traum kurzfristig wahr werden lassen können. Und natürlich bieten auch Campingplätze warme Duschen und teilweise sogar eigene verschließbare Waschkabinen.

Vanlife in Zeiten von Corona

Die letzten Monate waren wohl für die meisten Menschen auf unterschiedlichsten Ebenen eine riesengroße Herausforderung und ein enormer Einschnitt in ihr Leben. Lebst du Vollzeit in deinem Van, kannst du vermutlich ebenfalls ein Lied davon singen. Vanlife zu leben bedeutet oftmals, sich viel außerhalb von Deutschland aufzuhalten und andere Länder, bedeuten andere Regeln. Das bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit Wildcampen.

Die bisher größte Rückholaktion in der deutschen Geschichte zum Beispiel, in der tausende Menschen von Marokko nach Deutschland ausgeflogen wurden, nachdem sich das Land komplett abschottete, bedeutete nicht nur das Ende einer Reise. Für so manchen Freigeist war das auch das Ende vom Vanlife auf ungewisse Zeit und das mulmige Gefühl, das eigene Zuhause auf Rädern samt Hab und Gut zurücklassen zu müssen.

Spanien wiederum führte einen der härtesten Lock-Downs Europas durch und es kursieren viele Geschichten von Familien, die gezwungen wurden, sich bis auf wenige Ausnahmen in ihrem Van aufzuhalten.

Auf der anderen Seite tauchen plötzlich immer mehr Vans auf den Straßen auf, deren stolze BesitzerInnen die Zeit Zuhause für den Camper Ausbau genutzt haben. Manche nur für den schnellen Wochenendtrip, um das Beste aus den Reisebeschränkungen zu machen, andere wiederum, weil Vanlife momentan im Trend liegt und der Eine oder die Andere hat in dieser Umbruchphase endlich den Mut für einen Sprung ins Abenteuer gefunden. Es bleibt alles spannend.

Was kostet Vanlife?

Der Spoiler zuerst: wenn du Vollzeit in deinem Van lebst und nicht unbedingt jeden Tag in teuren Restaurants essen gehst, schont das minimalistische Leben auf vier Rädern auf jeden Fall deinen Geldbeutel.

Weniger Ressourcen

Wie bereits zu Beginn des Artikels erwähnt, verbraucht ein Leben im Van im Vergleich zum Leben in einer Wohnung deutlich weniger Ressourcen. Alles ist kleiner (z.B. der Kühlschrank), weniger (man denke an die Innenbeleuchtung) und kürzer (die Duschzeit – wenn überhaupt eine Duschfunktion mit an Bord ist). Die Kosten für Wasser und Strom reduzieren sich demzufolge drastisch.

K(l)eine Miete im eigenen Van

Dasselbe gilt für die Mietkosten. Diese fallen bei deinem eigenen Van logischerweise komplett weg, außer du lebst auf einem Campingplatz (dazu später mehr).

Ein monatlicher Betrag an Fixkosten ergibt sich trotzdem, denn ein in Deutschland angemeldeter Van muss versichert sein. Die Anzahl an Moneten, die du dafür einkalkulieren solltest, kann stark variieren und misst sich an Eigenschaften wie dem Typ deines Autos (ist dein Bus als LKW oder Wohnmobil eingetragen?), die Dauer, die du bereits KFZ-versichert bist, den angegebenen Kilometern, die voraussichtlich pro Jahr gefahren werden, die Höhe der Selbstbeteiligung, etc.

Befindest du dich momentan im Prozess eine passende Versicherung für dich zu finden, gibt es bei Verti günstige Angebote. Außerdem gibt es gute Vergleichsportale im Internet, die das beste Ergebnis für deine Ansprüche herausfiltern können.

Des Weiteren ist es sinnvoll, stets einen finanziellen Puffer beiseitezulegen. Dein Van ist letztendlich eine Maschine, die ab und an Zuwendung braucht und die kann leider auch mal auf deinen Geldbeutel schlagen.

Das sollte dir bereits beim Camper Kauf bewusst sein, denn viele Menschen unterschätzen beispielsweise den Rattenschwanz an Reparaturkosten, den so manch ein wunderschöner Oldtimer – Stichwort T2 oder T3 VW Bus – mit sich bringt.

Und Durst hat dein Van ebenfalls. Je nachdem wie viel er am Tag durch die Straßen rollt, kann dieser kleiner oder größer ausfallen. Dazu kommen die unterschiedlichen Sprit-Preise in den verschiedenen Ländern, die durchaus deutlich voneinander abweichen können.

Vanlife auf Zeit im Mietcamper

Falls du dir noch nicht ganz sicher bist, ob das Vanlife-Modell überhaupt deinen Vorstellungen entspricht oder du jedes Jahr nur für ein paar Wochen ein rollendes Zuhause genießen möchtest, besteht für dich auch die bequeme Möglichkeit, einen Van auf Zeit zu mieten.

Vanlife auf Zeit – mit dem Mietcamper kein Problem (Quelle: unsplash)

Auf diversen Plattformen wie Campanda oder Paul Camper mit selbstausgebauten Bussen von Privatpersonen oder professionell ausgestatteten Campern von Roadsurfer kannst du bestimmt einen passenden Reisekumpanen für dich entdecken.

Wenn du dir einen Camper mieten möchtest, variieren die Preise je nach Größe, Ort und Angebot. Je nach Saison und Standort musst du mit etwa 35 – 125 € und aufwärts pro Nacht rechnen. Darin enthalten sind Beiträge zur Versicherung und Steuer, aber falls du es irgendwann so richtig ernst meinst mit dem Vanlife, lohnt sich ein eigener Camper auf jeden Fall deutlich mehr.

Vanlife im Freien oder ab auf den Campingplatz?

Egal, ob deine Wahl auf Vanlife in Vollzeit oder Reinschnuppern im gemieteten Camper gefallen ist: du bist endlich unterwegs. Vor dir liegen endlose Straßen und Wellen, die entdeckt werden wollen. Allmählich wird es jedoch dunkel und du fängst an zu überlegen, wo du die Nacht verbringen willst.

In der freien Wildnis ist es am schönsten

Der Traum von der großen Freiheit beinhaltet für die meisten Vanlifer definitiv die Möglichkeit, den Van genau dort abzustellen, wo es am schönsten ist. Also direkt am Meer, an einem See oder wofür auch immer dein Camperherz schlägt.

In Skandinavien kannst du noch mitten in der Natur übernachten (Quelle: unsplash)

Leider, und es tut mir leid an dieser Stelle die eine oder andere Traumblase zerplatzen zu lassen, sieht die Realität in vielen Ländern anders aus. Skandinavien ist mit seinem Jedermannsrecht (jeder Mensch darf campen wo sie oder er möchte, ist aber in der Verantwortung die Natur zu achten und sauber zu hinterlassen) nach wie vor ein absolutes Highlight.

Frankreich, Spanien und Portugal sind die bevorzugten Länder, wenn es ums Surfen geht, was sich dann auch an der jährlich wachsenden Anzahl an Campern in Küstennähe widerspiegelt. Um der daraus resultierenden Vermüllung und Überfüllung entgegenzuwirken, ist Wildcampen untersagt und Verbotsschilder auf Strandparkplätzen sind inzwischen vielerorts die Realität. Eine Missachtung wird unterschiedlich streng geahndet, doch in der Hochsaison sind Geldbußen durchaus an der Tagesordnung.

Wir raten dir an dieser Stelle daher aus Respekt vor den EinwohnerInnen und der Natur vom Wildcampen ab. Falls es dich trotzdem in die Wildnis zieht, achte bitte darauf, alles sauber zu hinterlassen und stell dich vielleicht eher in ein abgelegenes Waldstück im Hinterland, als auf den zentralen Strandparkplatz.

Leben auf dem Campingplatz

Du wolltest niemals zu einem Dauercamper mit Gartenzwergen werden und plötzlich seid ihr Nachbarn? Willkommen auf dem Campingplatz!

Vanlife auf einem Campingplatz in Frankreich (Quelle: secondlagoon.com)

Aber Klischees mal bei Seite: das Leben auf dem Campingplatz kann wunderschön sein! Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen, Orten und Atmosphären, mal direkt an einem See, mal im Schatten spendenden Pinienwald, mal als kleine Bauernwiese mit dem allernötigsten ausgestattet, mal als Glamping-Variante mit Luxus-Duschen und Swimmingpool und auch mal direkt am Surfspot.

Für jeden lässt sich etwas finden und bietet eine sehr entspannte Option des Vanlifes. Gerade wenn du zusätzlich von unterwegs aus arbeitest, tut es zwischendrin gut, ein einigermaßen fixes Rundherum zu haben, das dir tägliche Fragen wie “Wo soll ich schlafen? Wo bekomme ich Wasser her? Kommt die Polizei hier wohl vorbei?” erspart und mehr Energie für andere Dinge lässt.

Wie kannst du dir das Vanlife finanzieren?

Das ist meiner Erfahrung nach eine der häufigsten Fragen, die mir in der Vergangenheit in Bezug auf das Vanlife gestellt wurden und jedes Mal fiel meine Antwort unterschiedlich aus. Wie deine Antwort aussehen kann, hängt dabei komplett von deinem Hintergrund, deinem Geldbedarf und deiner Art des Vanlifes ab.

Hast du etwas Bestimmtes gelernt oder studiert, was du (dank Corona) bequem von unterwegs aus am Computer arbeiten kannst?

Vanlife und remote working kann gut funktionieren (Anna Kauert bietet ihre interkulturelle Beratung auch von unterwegs an)

Willst du mit deinem Bus längere Zeit an einem Ort verweilen und kannst dir vorstellen, saisonal in einem touristischen Gebiet zu arbeiten? Sei es als Surflehrer, Yogalehrer, in der Gastro, etc., gerade in Surfcamps gibt es zwar nicht das große Geld z verdienen, dafür aber immer etwas zu tun und du lebst nah am Meer.

Oder arbeitest du lieber einmal richtig viel am Stück, um dir anschließend ein paar Monate frei zu nehmen?

Im Süden an der Atlantikküste sind viele Surfcamps angesiedelt. Sie bieten dir die Gelegenheit, einen Job für den Sommer zu finden, Gleichgesinnte zu treffen und entspannte Sommerwellen zu surfen. Eine Möglichkeit auf Jobsuche zu gehen, bietet das Facebook Forum Surf Jobs oder die Seite Workaway.

Die Optionen sind extrem vielfältig und letztendlich kommt es darauf an, welche Arbeitsweise zu dir und deinem Lebensstil passt. Mit ein bisschen Geduld und Motivation stehen die Chancen gut, etwas Passendes zu finden, um deine freie Lebensform dauerhaft finanzieren oder zumindest ausweiten zu können.

Warum Surfen und Vanlife das absolute Dream-Team sind

Kaum ein anderer Lebensstil passt so gut zum Surfen wie das Vanlife. Deine vier Räder ermöglichen dir eine entspannte Suche nach schönen Wellen und hast du diese einmal gefunden, kannst du im besten Fall so lange an diesem Ort verweilen, wie du möchtest.

Vanlife und Surfen – das hat Tradition

Genau wie das Leben im Bus, ist das Surfen etwas sehr Minimalistisches und lädt dazu ein, dich wieder mit der Natur zu verbinden, dir die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen und dich auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen.

Was gibt es schon Schöneres, als aus dem Bett heraus die Wellen zu checken oder mit einem frisch gebrühten Kaffee aus dem Van an den Strand zu purzeln?

Warum Elternzeit und Vanlife sich bestens kombinieren lassen

Auf einmal eine kleine Familie zu sein, ist eine unfassbar aufregende und intensive Erfahrung. Viele frischgebackene Eltern nehmen sich daher ihre wohlverdiente Elternzeit und zuckeln erstmal gemeinsam los.

Bei jungen Eltern steht das Leben im Camper besonders hoch im Kurs

Die Einfachheit des Vanlifes bietet eine wunderschöne Gelegenheit es langsam angehen zu lassen, sich gegenseitig kennenzulernen und als Familie zusammenzuwachsen. Und für etwas größere Kinder gibt es nichts Aufregenderes, als jeden Tag kleine Abenteuer in der Natur zu erleben und mit neuen FreundInnen himmelhohe Sandburgen zu bauen oder den Urlaub in einem familienfreundlichen Surfcamp zu verbringen.

Besonders für Familien bietet die Infrastruktur auf Campingplätzen viele Vorteile. Weil die meisten am Meer gelegenen Campingplätze in der Hauptsaison bereits ausgebucht sind, bieten sich für einen Surf Roadtrip als Familie daher eher Surfregionen an, die auch im Sommer nicht restlos überlaufen sind.

Fünf beliebte Vanlife Reiseziele

Mit dem eigenen Van steht dir die Welt offen. Es gibt aber einige Reiseziele, sie sich für einen Surf Roadtrip besonders gut eignen.

Vanlife in Deutschland

Spätestens seit Corona mit seinen beschränkten Reisemöglichkeiten haben viele Menschen angefangen, das eigene Land zu erkunden. Und wenn du die Chance bisher noch nicht genutzt hast: tu es! Erkunde die Gegend vor deiner Haustür und das Land, von dem du irgendwie denkst, dass du es kennst.

Es muss nicht immer in die Ferne gehen, um den Funken Abenteuer zu entzünden. Deutschland ist enorm vielfältig und hat von seinen Küsten mit durchaus surfbaren Wellen (z.B. an der Ostsee), über Nationalparks mit dichten Wäldern und Gebirgen, bis hin zu den Alpen unglaublich viele Facetten zu bieten.

Offiziell ist das Wildcamping in Deutschland verboten. Es gibt aber diverse legale Stellplätze auf Campingplätzen und auch immer mehr alternative Angeboten für Naturliebhaber, dem Massenphänomen Vanlife zu entkommen.

Tipp: Eine tolle Möglichkeit, im Grünen übernachten zu können, bietet der Campingführer Landvergnügen. Einmal bezahlt (49,90 € für das Jahr 2022), stehen dir unzählige Stellplätze auf Bauernhöfen, Weingütern und Co. zur Verfügung. Dort kannst du ganz legal mit deinem Camper übernachten und für 24 Stunden das Landleben mitsamt seinen kulinarischen Highlights genießen.

Vanlife in Portugal

War das Wildcampen in Portugal vor Corona zwar illegal, aber teilweise noch geduldet, ist es inzwischen absolut nicht mehr zu empfehlen. Selten waren Parkplätze (und Line-Ups) in Meeresnähe so überfüllt und zugemüllt, wie in Zeiten deutscher und spanischer Lock-Downs. Portugal war auf einmal das Land mit den lockersten Reisebestimmungen und die Vans kamen in Scharen, besonders an die Naturparks der warmen Algarve im Südwesten des Landes.

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Aktuell werden sogar tagsüber Strafen an BusbesitzerInnen verteilt, die ihren Neoprenanzug nach dem Surfen zum Trocknen über ihrem Außenspiegel hängen haben, obwohl sie auf einem der verhältnismäßig wenigen Campingplätzen übernachten.

Vanlife ist in Portugal nur noch auf dem Campingplatz erlaubt (Quelle: unsplash)

Etwas angespannt, so lässt sich die Situation für Vanlife in Portugal aktuell wohl zusammenfassen, aber natürlich nach wie vor aufgrund der Wellen und Landschaften sehr zu empfehlen.

Vanlife in Frankreich

Aufgrund seiner Nähe zu Deutschland, den endlosen Stränden und duftenden Pinienwäldern, ist Frankreich wohl eines der beliebtesten Reiseziele für Vanlifer im Sommer.

Wildcampen in Strandnähe ist auch hier absolut nicht zu empfehlen, aber dir stehen zahlreiche schöne Campingplätze zur Verfügung, die zum Teil sogar über einen eigenen Zugang zum Strand verfügen. Da die Camperkultur in Frankreich Tradition hat, gibt es sogar einige kostenlose Stellplätze direkt hinter der Düne, auf denen du für bis zu 48 Stunden offiziell stehen bleiben darfst.

Vanlife in Skandinavien

Die nordischen Länder sind vielleicht nicht gerade für warme Wellen bekannt, bestechen aber durch ihre Leere und wie bereits erwähnt, das Jedermannsrecht. Jedem Menschen wird die Freiheit zugesprochen, in der Natur zu übernachten, solange sie respektiert und der Stellplatz im ursprünglichen Zustand wieder hinterlassen wird. Perfekte Voraussetzungen also für ein entspanntes Leben im Van!

Vanlife in Skandinavien (Quelle: unsplash)

Je nachdem zu welcher Jahreszeit du deinen Aufenthalt planst: es kann im Winter sehr kalt werden da oben! Eine Standheizung mag sich da als durchaus lohnende Investition erweisen.

Vanlife in Australien

Down Under ist für viele DAS Vanlife-Paradies schlechthin und zudem ein Ort, an dem die Begeisterung für diesen Lebensstil ihren Anfang nahm. Endlose Straßen, menschenleere Strände, beeindruckende Regenwälder, … die Liste ist lang, das Land riesig und die Vans teilweise sogar günstiger zu haben als in Deutschland.

Vanlife unterm Sternenhimmel (Quelle: unsplash)

Falls es dich also bald an das andere Ende der Welt verschlägt, sei dir nahegelegt unter die Vanpacker zu gehen. Je nach Bekanntheit ist es auch dort an manchen Stellen nicht leicht direkt am Meer zu stehen, an anderen Orten wiederum bist du mit Billionen Sternen am Himmel weit und breit allein.

Auch die AustralierInnen lieben es ihr Land zu erkunden, am liebsten im 4-Wheel-Drive mit Boot und Zelt auf dem Dach. Dementsprechend gut sind die Vanlife-Angebote und die Outdoor-Shops ausgestattet. Du wirst vor Ort also alles finden, was du für dein Vanlife brauchst.

Ein absolutes Highlight sind übrigens die Gas-Grillstellen im Freien, die du nach Lust und Laune nutzen kannst, solange du sie anschließend sauber hinterlässt.

10 praktische Vanlife Gadgets

  1. Pestizid-Dusche – eigentlich für ungewollte Krabbeltiere erfunden, wird diese kleine, aber sehr feine Apparatur mit Pumpmechanismus immer öfter zur tragbaren Dusche umfunktioniert. Wasser statt Pestizide, sehr gut!
  2. Faltbares Solarmodul – klein, praktisch und eine super Alternative zum fest montierten Solarpanel auf dem Camperdach. Es lässt sich schnell aufbauen und kann immer bestens zur Sonne ausgerichtet werden. An den Strom kommst du dank eines USB-Anschlusses.
  3. Outdoor-Seife – ein absolutes MUSS für jeden hier, der oder die sich zwischendurch eine Dusche in der Natur oder am Strand genehmigt. Komplett biologisch abbaubar, kannst du mit den meisten Outdoor-Seifen zudem deine Wäsche waschen und dein Geschirr abspülen.

Tipp: Die Kildwick HappyLoo Trockentoilette aus stabilem Karton kannst du dir auch mit kleinem Reisebudget leisten (45 €).

  1. Kack-Spaten – wenn du keine eigene Toilette mit an Bord hast und auch nicht nach jedem Morgenkaffee erstmal in den nahen Supermarkt rennen willst, kommst du um einen kleinen Spaten nicht herum. Denn wie oft bist du auf ausgetretenen Pfaden schon fast in fremde Haufen getreten? Sei so gut und buddele ein Loch – das Klopapier aber bitte wieder mitnehmen und richtig entsorgen! Hier findest du eine komplette Anleitung zum Scheißen im Wald.
  2. Lichterketten – warum? Weil schönes Licht für eine schöne Stimmung im Van sorgt!
  3. Safe – wenn du deinen Laptop oder deine Kamera sicher verstaut wissen willst, macht ein verborgener Safe unter dem Beifahrersitz auf jeden Fall Sinn. Du kannst entspannt surfen gehen und was du währenddessen mit deinem Autoschlüssel machst, kannst du hier nachlesen.
  4. Wärmflasche – gut gemeinter Ratschlag einer Frostbeule an alle Frostbeulen da draußen!
  5. Frische Kräuter – ein Topf Rosmarin liebt das Vanlife Klima und macht sich nicht nur hervorragend im Kochtopf, sondern auch in der Vanküche.
  6. Spiele – sollten in keinem Van fehlen, damit du für neue Freunde und langweilige Regentage gewappnet bist.
  7. Korkenzieher & Dosenöffner – die beiden Klassiker unter den Dingen, die auf Trips vergessen werden und deswegen in dieser Auflistung nicht fehlen dürfen.

5 hilfreiche Vanlife Apps

  1. Park4Night – eine der beliebtesten Apps, wenn es darum geht einen Schlafplatz zu finden. Es ist ein großes Sammelsurium an Orten auf der ganzen Welt, wo Menschen bereits übernachtet und den Platz anschließend empfehlenswert gefunden haben. Die App bietet dir diverse Filtermöglichkeiten an und zeigt dir sowohl Beschreibungen, Bewertungen, als auch Fotos.
  2. Maps.me – für alle Menschen mit Orientierungsschwierigkeiten ein absolutes Goldjuwel. Dank dieser App kannst du Karten deiner Wahl herunterladen, um sie anschließend auch offline nutzen zu können.
  3. WiFi Map – eine Karte der etwas anderen Art bietet dir diese App. Sie ermöglicht es dir, die nächstgelegenen Hotspots, sowie Funktürme für eine stabile Internetverbindung zu lokalisieren, damit du ungestört deine Serien schauen oder arbeiten kannst.
  4. Spotify – denn was wäre ein ewiger Roadtrip ohne die passende Musik? Der wohl bekannteste Streaming-Dienst bietet nicht nur Musik ohne Ende, sondern auch interessante Podcasts aus den unterschiedlichsten Rubriken. Und das beste? Du kannst dir alles runterladen, damit du den musikalischen Ohrenschmaus auch offline genießen kannst.
  5. Spritmonitor – dank dieser App hast du deinen Spritverbrauch bestens im Blick und kannst dir beispielsweise anzeigen lassen, wie viel du auf bestimmten Strecken verbraucht oder für Sprit ausgegeben hast.

Fazit

Raus aus dem Haus und ab in die Freiheit, das bedeutet für viele Menschen die Lebensform Vanlife. Ob es auch für dich das Richtige ist, kannst du dank Mietcamper-Angeboten wie Campanda oder Paul Camper Stück für Stück herausfinden.

Vanlife muss nicht immer Vollzeit sein und doch gibt es eine stetig wachsende Community, die ihr Leben so nah wie möglich in der Natur verbringen möchte. Und mit der Natur leben bedeutet gleichzeitig, sie zu respektieren. Also nimm bitte deinen Müll mit und wenn es nötig ist, auch den von deinen Vorgängern.

Auch eine eigene Toilette gehört heutzutage einfach zu deiner Van-Ausstattung dazu. Die Kildwick HappyLoo Trockentoilette kannst du dir auch mit einem kleinen Reisebudget ohne Probleme leisten! Die Menschen vor Ort werden es dir danken und Vanreisenden hoffentlich weiterhin positiv gegenüberstehen. Du trägst also nicht nur Verantwortung für dich, sondern für die Vanlife Community insgesamt!

Dass beim Vanlife nicht immer alles wie im Bilderbuch abläuft, gehört dabei ebenso dazu, wie spektakuläre Sonnenuntergänge, neue Freundschaften und gemütliche Stunden im Bett mit Meerblick.

Du spielst schon länger mit dem Gedanken, dich aus deiner eigenen Komfortzone zu katapultieren? Trau dich! Du wirst es auf keinen Fall bereuen und zurückgehen kannst du immer noch.

Wie stehst du zum Thema Vanlife? Lebst du selber in deinem Van und hast noch weitere Tipps und Anmerkungen? Wir freuen uns immer über deinen Kommentar.

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Ein Beitrag von

Sarah

Seitdem Sarah vor ein paar Jahren das Surfen entdeckt hat, bestimmt der Ozean ihr Leben. Im Wasser triffst du sie entweder auf ihrem Board oder mit ihrer Kamera in der Hand, denn als Fotografin liebt sie wilde Geschichten & salzige Gesichter.

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